Kreatives Schreiben im Unterricht – Wie schreibe ich mein eigenes Märchen?

DEEPER LEARNING AM KURFÜRST-FRIEDRICH-GYMNASIUM HEIDELBERG


PROJEKTÜBERSICHT

THEMA

KREATIVES SCHREIBEN IM UNTERRICHT – WIE SCHREIBE ICH MEIN EIGENES MÄRCHEN?

Der Anspruch an das Lernen im 21. Jahrhundert hat sich stark verändert. Verstärkt gewinnen komplexe Kompetenzen, wie etwa die Fähigkeit kritisch zu denken oder komplexe Probleme sowohl in eigenständiger als auch in kooperativer Arbeit kreativ lösen zu können, an Bedeutung. Ein Erwerb dieser Kompetenzen benötigt jedoch fachliches Vorwissen und praktische Fähigkeiten. Deeper Learning hat den Anspruch den Schüler/innen das fundamentale fachliche Wissen und die nötigen Handlungskompetenzen zu vermitteln, um sie zur Kompetenz zu befähigen für komplexe Probleme eigenständig sowie kooperativ eine Lösung zu ermitteln. Das Konzept des Deeper Learning zeichnet sich durch seine Gliederung in drei Phasen aus: Instruktion und Aneignung, Ko-Konstruktion und Ko-Kreation und authentische Leistung. Während die Lehrenden den Prozess des Lernens in der Phase der Instruktion und Aneignung durch den substantiellen Input von Wissen zur Vermittlung eines tiefen Verständnisses von Schlüsselkonzepten selbst steuern und stark anleiten, reguliert sich dieser Prozess in der Phase der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation, in der die Lernenden in eigenständiger sowie kooperativer Arbeit an komplexen Aufgaben arbeiten und hierbei stets konstruktive Unterstützung der Lehrenden erhalten. Am Ende des Deeper Learning steht die Phase der authentischen Leistung, in der die authentische Lernleistung, die in der Phase der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation erstellt wird, präsentiert und die Unterrichtseinheit abschließend reflektiert wird. Das Konzept des Deeper Learning dient folglich der Umsetzung von Kompetenzzielen, die für die Bildung des 21. Jahrhunderts unerlässlich sind. Diese Kompetenzen sind Kommunikation, Kooperation, Kreativität und Kritisches Denken.

SCHULE UND PROJEKTKLASSE

  • Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Heidelberg (KFG)
  • Klasse 5a
  • Insgesamt 27 Schüler/innen

ZEITRAHMEN UND ABLAUF

  • 15 Unterrichtstunden
  • Insgesamt 15 x 45 Minuten
  • Zeitraum vom 14.01.2020 bis 15.02.2020

ABLAUF

Instruktion und Aneignung Ko-Konstruktion und Ko-Kreation

Authentische Leistung

6 Unterrichtsstunden 7 Unterrichtsstunden 2 Unterrichtsstunden

14.01.2020
15.01.2020
17.01.2020
19.01.2020

22.01.2020
24.01.2020
28.01.2020
29.01.2020
31.01.2020

31.01.2020
15.02.2020
Tiefes Verständnis des Schlüsselkonzeptes Märchen Textproduktion der Märchen für die Erstellung eines gemeinschaftlichen Märchenbuches als authentische Lernleistung in selbstständiger und kollaborativer Arbeit Präsentation der eigenen Märchen durch Märchenlesung im Klassenverband und am Tag der offenen Tür sowie Reflexion des individuellen Lernerfolges und der gesamten Unterrichtseinheit

 

PLANUNGSPHASE

STUDIERENDENGRUPPE

Zu Beginn des Wintersemesters 2019/20 fanden sich im Rahmen des Seminars „Lernen im 21. Jahrhundert: Deeper Learning und Universal Design for Learning“ von Frau Prof. Dr. Anne Sliwka am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Heidelberg sechs Lehramts-Studentinnen als Projektgruppe zusammen. Alle der angehenden Lehrerinnen studierten Germanistik und befanden sich im Studiengang Master of Education mit der Profillinie Lehramt am Gymnasium. Gemeinsam gestalteten sie das Deeper-Learning-Projekt zum Thema Märchen in der Klasse 5a am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Heidelberg.

UNTERRICHTSPRAXIS IN DREI PHASEN

Nach der Erstellung des groben Konzepts und der genauen Planung der ersten Unterrichtsstunden begann die Unterrichtspraxis. Die drei Deeper-Learning-Phasen gliederten sich in sechs Schulstunden Instruktion und Aneignung, sieben Schulstunden Ko-Konstruktion und Ko-Kreation und zwei Schulstunden für die authentische Leistung, sowie den Tag der offenen Tür des KFGs als weitere öffentliche Präsentation der authentischen Lernleistung des Deeper-Learning-Projektes durch die Schüler/innen.

I. INSTRUKTION UND ANEIGNUNG

In dieser Phase erfolgte zunächst die kognitive Aktivierung des Vorwissens der Lernenden zum Thema Märchen. Daran anknüpfend lernten die Schüler/innen mithilfe des Inputs von Seiten der Studentinnen die Textsorte Märchen und deren Charakteristika kennen. In dieser Phase gaben die Studentinnen den Schüler/innen viel Anleitung und Struktur, um die Internalisierung der Grundlagen sicherzustellen.

UNTERRICHTSZIEL

Das Unterrichtsziel der Instruktionsphase beinhaltete, dass die Schüler/innen ein tiefes Verständnis des Schlüsselkonzeptes Märchen entwickeln. Dies schließt ein, dass sie die Textsorte Märchen sowie deren Charakteristika und Vielfalt kennenlernen und hierdurch ihre kognitiven Fähigkeiten und Kompetenzen erweitern.

UNTERRICHTSABLAUF

1. Unterrichtsstunde 14.01.2020 Fantasiereise ins Märchenland; assoziatives Zeichnen zur Aktivierung von Vorwissen; Brainstorming und Mindmap-Erstellung zu den Märchenmerkmalen
2. Unterrichtsstunde 15.01.2020 Eines von drei Märchen lesen und sowohl Märchenmerkmale als auch Erzählaufbau herausarbeiten
3. Unterrichtsstunde 17.01.2020 Organisation der Stationenarbeit
4. /5. Unterrichtsstunde 17.01.2020 Durchführung der Stationenarbeit: 3 Stationen, an denen die Schüler/innen über verschiedene mediale Zugänge andersartige Märchen (z. B. heteronormativ, interkulturell, ...) kennenlernen und die Märchenmerkmale wiederholen
6. Unterrichtsstunde 21.01.2020 Schüler/innen füllen ein Märchencomic aus und überlegen sich ein alternatives Ende; im Plenum werden die Vorteile/Nachteile der medialen Zugänge, die sie in der Gruppenarbeit kennengelernt haben, reflektiert und schriftlich auf einem Plakat festgehalten

 

EINFÜHRUNG INS THEMA

In der ersten Unterrichtsstunde wurde zunächst das Vorwissen der Schüler/innen zum Thema Märchen durch eine Fantasiereise ins Märchenland, assoziatives Zeichnen und Brainstorming im Klassenplenum aktiviert. Dabei wurden in Form einer Mindmap bereits bekannte Märchenmerkmale gesammelt und gesichtet. Die kognitive Aktivierung des Vorwissens der Lernenden sollte sowohl motivierend wirken als auch das Interesse der Schüler/innen für den Lerngegenstand wecken. In den darauffolgenden Stunden konnten die Schüler/innen ihre bereits vorhandenen kognitiven Wissensstrukturen zum Thema Märchen erweitern und vertiefen, indem an das Vorwissen angeknüpft wurde. Das Anknüpfen an bestehendes Vorwissen ist für die Entwicklung neuer Kompetenzen und den erfolgreichen Lernprozess der Schüler/innen aufgrund der netzwerkförmigen Organisation von Wissensstrukturen unerlässlich. Da Lernen immer auf bereits vorhandenes Wissen aufbaut und Konstruktion und Umstrukturierung ist, kommt dem Vorwissen für die Lernleistung und Problemlösefähigkeit sowie für die Entwicklung der Deeper Learning-Kompetenz kritisches Denken eine zentrale Bedeutung zu.

ERARBEITUNG DER CHARAKTERISTIKA

In der zweiten Unterrichtsstunde der Instruktion und Aneignung lernten die Schüler/innen anhand dreier ausgewählter klassischer Märchen der Brüder Grimm die Merkmale und den Erzählaufbau eines Märchens kennen. Durch eigenständige Textarbeit an den verschiedenen Märchen ermittelten sie neue Märchenmerkmale sowie den Erzählaufbau von Märchen, erweiterten hierdurch ihr bereits vorhandenes Vorwissen, bauten neue kognitive Fähigkeiten und Kompetenzen auf und entwickelten ein tiefes Verständnis des Schlüsselkonzepts Märchen. Voice and Choice wurde durch die Entscheidungsfreiheit der Schüler/innen bei der Märchenauswahl in den Unterricht integriert.

Von der dritten bis fünften Unterrichtsstunde lernten die Schüler/innen an verschiedenen Stationen anhand dreier medialer Zugänge (Film, Hörbuch, Text) weitere Märchen kennen. An ihnen identifizierten sie bereits erarbeitete Merkmale der Textart Märchen, konnten darüber hinaus auch mittels der Anwendung verschiedener Erschließungsstrategien weitere Merkmale oder Stoffe sowie Motive für die Textart Märchen herausarbeiten. Hierdurch erweiterten die Schüler/innen ihren Horizont dessen, was als Märchen gilt und funktioniert, ebenso der Inhalte, die ein Märchen – abseits der klassischen Märchen der Brüder Grimm – auszeichnen können. Dabei stand die eigenständige Reflexion von Märchen und das Anwenden des bereits erlernten Wissens im Fokus.

ERGEBNISSICHERUNG

Im Verlauf der ersten fünf Unterrichtsstunden hielten die Schüler/innen alle gesammelten Märchenmerkmale sowohl in einer Mindmap als auch auf verschiedenen Arbeitsblättern fest. Der Erzählaufbau und die Merkmale eines Märchens wurden in Form eines Merkblattes, welches Klasse erhielt gesichert. Zudem dienten diverse Arbeitsblätter bei der Stationenarbeit der Wiederholung, Anwendung und Sicherung der bereits erlernten Inhalte.

ABSCHLUSS DER INSTRUKTIONSPHASE

Das Ende dieser Phase stellte die sechste Unterrichtsstunde dar, in der die Schüler/innen die diversen in der Stationenarbeit angebotenen Zugänge erarbeiteten und in Form eines Plakates eine tiefe reflektierende Sicherung der akustischen, visuellen und textuellen Umgangsart mit der Textsorte Märchen vornahmen. Die Reflexion der medialen Zugänge gestaltete sich dadurch nachhaltig, dass die Schüler/innen dieses Strategiewissen auf vielfältige Weise in ihrer weiteren Bildungsbiografie dem jeweiligen Lerntyp entsprechend einsetzen können.

II. KO-KONSTRUKTION UND KO-KREATION

In der Phase der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation erstellten die Schüler/innen mithilfe der bereits erarbeiteten Wissensstrukturen zum Schlüsselkonzept Märchen sowohl in eigenständiger als auch kooperativer Arbeit ein frei und individuell gestaltetes Märchen, wodurch das Prinzip des Voice and Choice zum Tragen kam. Die selbstständige Textproduktion der Märchen und die Erstellung eines gemeinschaftlichen Märchenbuches der Klasse bildete die authentische Lernleistung und das Ziel der Unterrichtseinheit sowie des Deeper-Learning-Projektes und förderte gezielt die Deeper-Learning-Kompetenz Kreativität. Die Schüler/innen erhielten während der Textproduktion sowohl durch entsprechendes Lernmaterial, das ihnen zur eigenständigen Hilfestellung zur Verfügung stand, als auch von den Lehrkräften stets konstruktive Unterstützung. Die Studentinnen gingen hierbei auf Verständnisschwierigkeiten der Schüler/innen ein, vermittelten metakognitive Strategien zum Lernen und gaben formative Rückmeldung, wodurch ein Scaffolding und Coaching erzielt wurde.

UNTERRICHTSZIEL

Das Unterrichtsziel dieser Phase bestand darin, den Lernenden die Kompetenzen zu vermitteln einerseits Texte zu planen, indem konkrete Schreibziele und Schreibpläne für das Märchen als längeren und komplexeren Text konzipiert werden. Andererseits sollte der Unterricht sie befähigen, Texte zu formulieren, indem sowohl die Merkmale der Textsorte Märchen und die Orientierung an prototypischen Märchen für die Textgestaltung genutzt als auch elementare formale Anforderungen des Schreibens erfüllt werden. Darüber hinaus sollten die Schüler/innen die Kompetenz erlernen Texte zu überarbeiten. Diese Kompetenz beinhaltet, dass die Schüler/innen die Fähigkeit erlernen Textdistanz einzunehmen, zu eigenen und fremden Texten kriterienorientiert Stellung zu nehmen und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten.

UNTERRICHTSABLAUF

1. Unterrichtsstunde 22.01.2020 Erarbeitung des Steckbriefs zur Vorbereitung der eigenständigen Textproduktion der individuellen Märchen
2. Unterrichtsstunde 24.01.2020 Selbstreflexion der Lernleistung und formative Rückmeldung
3. Unterrichtsstunde 24.01.2020 Überarbeitung des Steckbriefs und Beginn der eigenständigen Textproduktion der Märchen mithilfe von Merkblatt, Checkliste und Hilfskärtchen einer Lerntheke. Die Erstellung eines gemeinschaftlichen Märchenbuches stellt die authentische Lernleistung dar.
4. Unterrichtsstunde 24.01.2020 Anfertigung von Zeichnungen zu den Märchen der Schüler/innen für das Märchenbuch der Klasse, um die Kreativität anzuregen
5. Unterrichtsstunde 28.01.2020 Fortsetzung der selbstständigen Textproduktion der Märchen um das Arbeiten in individueller Lerngeschwindigkeit zu ermöglichen
6. Unterrichtsstunde 29.01.2020 Ende des Schreibprozesses und Abgabe der Endversion zur Korrektur der Märchen durch die Studentinnen
7. Unterrichtsstunde 31.01.2020 Rückgabe der korrigierten Märchen und einer schriftlichen konstruktiven Rückmeldung der Studentinnen zu den Märchen der Schüler/innen
Erstellung der Reinschrift der Märchen als finale Version für den Druck des gemeinschaftlichen Märchenbuches mit der zeitlichen Vorgabe von einer Woche (Abgabetermin: 07.02.2020) 

 

1. UNTERRICHTSSTUNDE: ERARBEITUNG DES STECKBRIEFES

In der ersten Unterrichtsstunde der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation machten die Studentinnen den Schüler/innen die Erstellung eines gemeinschaftlichen Märchenbuches der Klasse als authentische Lernleistung und Ziel der Unterrichtseinheit transparent. Zur Vorbereitung und Planung der eigenständigen Textproduktion der Märchen erstellten die Schüler/innen mithilfe der bereits erarbeiteten Wissensstrukturen zum Schlüsselkonzept Märchen einen Steckbrief, in dem die Schüler/innen ihre kreativen Ideen zu ihren individuellen Märchen festhielten.

2. UNTERRICHTSSTUNDE: SELBSTREFLEXION UND FORMATIVE RÜCKMELDUNG

In der zweiten Unterrichtsstunde der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation versammelten sich die Schüler/innen in vier Gruppen mit jeweils einer Studentin, um die bisherige Lernleistung der Schüler/innen mithilfe des Steckbriefs selbstständig überprüfen und beurteilen zu können. Die Schüler/innen stellten in den Gruppen ihre eigenen Märchen vor und erhielten anschließend von ihren Mitschüler/innen eine formative Rückmeldung. Hierbei bekamen die Schüler/innen stets konstruktive Unterstützung der Studentinnen, die die Rückmeldungen der Schüler/innen gegebenenfalls ergänzten. In dieser Unterrichtsstunde erlernten die Schüler/innen insbesondere die Kompetenz der Selbstreflexion, wodurch deren Selbstorganisation und -regulation gefördert wurde. Durch die selbstständige Prüfung und Beurteilung der Lernleistung erlernten die Schüler/innen ihre Denk- und Handlungsstrategien eigenständig zu überdenken und zu korrigieren, was die Fähigkeit zur Selbstreflexion förderte.

3. UNTERRICHTSSTUNDE: EIGENSTÄNDIGE TEXTPRODUKTION DER MÄRCHEN

Nach der Überprüfung und Reflexion der Lernleistung erhielten die Schüler/innen in der dritten Unterrichtsstunde die Möglichkeit ihren Steckbrief gegebenenfalls zu überarbeiten. Im Anschluss begannen die Schüler/innen in eigenständiger und kooperativer Arbeit mit der Textproduktion der Märchen. Hierbei erhielten die Schüler/innen einerseits durch entsprechendes Lernmaterial (Merkblatt, Checkliste und Hilfskärtchen einer Lerntheke) und andererseits durch die konstruktive Unterstützung der Studentinnen stets Hilfestellung beim Schreibprozess, wodurch die Schüler/innen bei vorkommenden Schwierigkeiten bei der Textproduktion auf unterschiedliche Hilfestellungen zurückgreifen konnten, um diese möglichst selbstständig zu lösen. Die Studentinnen gingen auf Verständnisschwierigkeiten der Schüler/innen ein, vermittelten metakognitive Strategien zum Lernen und gaben formative Rückmeldung. Durch das entsprechende Lernmaterial und die konstruktive Unterstützung der Studentinnen bei der Textproduktion der Märchen wurde ein hohes Scaffolding und Coaching erzielt.

4. UNTERRICHTSSTUNDE: ANFERTIGUNG DER ZEICHNUNGEN

In der vierten Unterrichtsstunde der ko-konstruktiven und ko-kreativen Phase fertigten die Schüler/innen Zeichnungen zu ihren eigenen Märchen an, die als Titelbilder für das gemeinschaftliche Märchenbuch der Klasse dienen sollten. Das Ziel dieser kreativen Erarbeitungsphase bestand insbesondere darin, den Schüler/innen neben dem Prozess des Schreibens durch das Zeichnen einen weiteren künstlerischen Zugang zu bieten, der die Fantasie der Schüler/innen anregt und sie inspiriert.

5. UNTERRICHTSSTUNDE: FORTSETZUNG DER TEXTPRODUKTION

In der fünften Unterrichtsstunde setzten die Schüler/innen die eigenständige Textproduktion der Märchen als authentische Lernleistung in individueller Arbeitsgeschwindigkeit fort. Die Schüler/innen erhielten Zeit und Raum, um sich selbstständig auf ihre kreative Textarbeit zu fokussieren und den Schreibprozess an ihren Märchen fortzuführen. Darüber hinaus konnten die Schüler/innen auch ihre Zeichnungen für das Titelblatt ihres Märchens im gemeinschaftlichen Märchenbuch der Klasse fertigstellen.

6. UNTERRICHTSSTUNDE: ABGABE UND KORREKTUR

In der sechsten Unterrichtsstunde beendeten die Schüler/innen das aus eigener Textproduktion entstandene Märchen und die dazugehörige Zeichnung als authentische Lernleistung des Deeper-Learning-Projektes. Um die Differenzierung im Unterricht zu gewährleisten und jeden einzelnen Schüler/in individuell zu fördern, erhielten diejenigen Schüler/innen, die die Textarbeit an ihren Märchen und Zeichnungen bereits beendet hatten, die Aufgabe, Flyer für den Tag der offenen Tür des KFGs zu gestalten, an dem die Schüler/innen ihre selbstgestalteten Märchen im Rahmen einer Märchenlesung aus dem gemeinschaftlichen Märchenbuch der Klasse präsentieren sollten. Ein Arbeitsblatt mit Zusatzaufgaben diente zur weiteren Differenzierung und der individuellen Förderung der Schüler/innen.

7. UNTERRICHTSSTUNDE: RÜCKGABE DER KORREKTUR, FORMATIVE RÜCKMELDUNG UND ERSTELLEN DER FINALEN VERSION

In der letzten Unterrichtsstunde der Ko-Konstruktionsphase erhielten die Schüler/innen ihre eigenen Märchen in korrigierter Form zurück. Darüber hinaus bekamen die Schüler/innen auch eine schriftliche konstruktive Rückmeldung zu ihren selbstgestalten Märchen von den Studentinnen. In dieser Unterrichtsstunde hatten die Schüler/innen Zeit sowohl ihre korrigierten Märchen als auch deren schriftliche Rückmeldung durchzugehen und gegebenenfalls bei Unklarheiten Rückfragen an die Studentinnen zu stellen. Zum Abschluss der ko-konstruktiven und ko-kreativen Phase erhielten die Schüler/innen den Arbeitsauftrag in Selbstorganisation innerhalb des vorgegebenen Zeitraumes von einer Woche mithilfe des korrigierten Märchens eine Reinschrift als finale Version für den Druck des gemeinschaftlichen Märchenbuches zu erstellen.

III. AUTHENTISCHE LEISTUNG

Im Anschluss an den Schreib- und Korrekturprozess der Märchen folgte die dritte Phase des Deeper Learning: Die Phase der authentischen Leistung. Die von den Schüler/innen geschriebenen Märchen wurden sowohl im Klassenverband als auch bei dem an das Projekt anschließenden Tag der offenen Tür des KFGs präsentiert.

UNTERRICHTSZIEL

Das Ziel dieser Phase bestand darin, dass die Schüler/innen das Unterrichtskonzept und ihren individuellen Lernerfolg reflektieren, indem sie die Märchen als authentische Lernleistung in Form einer Märchenlesung sowohl im Klassenverband als auch am Tag der offenen Tür vorstellten.

UNTERRICHTSABLAUF

1. Unterrichtsstunde 31.01.2020

Planung der Märchenlesung am Tag der offenen Tür des KFGs

Die Schüler/innen erarbeiten gemeinsam, was gutes und interessantes Vorlesen ausmacht

2. Unterrichtsstunde 31.01.2020 Lesung der selbstgestalteten Märchen der Schüler/innen im Klassenverband
Tag der offenen Tür des KFGs 15.02.2020 Präsentation des gemeinschaftlichen Märchenbuches als authentische Lernleistung in Form einer selbstorganisierten Märchenlesung am Tag der offenen Tür des KFGs Heidelberg

 

ART DER PRÄSENTATION

Die Studentinnen wählten zwei Arten der Ergebnispräsentation: Zum einen die Präsentation der von den Schüler/innen geschriebenen Märchen und gestalteten Deckblätter in Form eines Märchenbuches als authentische Lernleistung. Dieses haben die Studentinnen im Anschluss an den Schreib- und Korrekturprozess professionell drucken und binden lassen sowie anschließend der Klasse übergeben. Zum anderen die Präsentation der Märchen im Rahmen einer selbstgestalteten Märchenlesung sowohl innerhalb des Klassenverbandes als auch am Tag der offenen Tür des KFGs Heidelberg. Da die Präsentation aller Märchen im Unterricht und am Tag der offenen Tür zu umfangreich gewesen wäre, lasen nur einzelne Schüler/innen ihr eigenes Märchen oder das Märchen eines Mitschülers oder einer Mitschülerin vor.

ART DER REFLEXION

 Die Reflexion erfolgte in zwei Phasen:

1. INDIVIDUELLE REFLEXION

Die Schüler/innen erhielten einen Reflexionsbogen anhand dessen sie anonym ihren Lernerfolg, den Inhalt und die Durchführung der Unterrichtsreihe sowie die Arbeitsweise der Studentinnen beurteilen konnten.

2. GEMEINSAME REFLEXION

Im Anschluss an die individuellen Reflexionen gaben die Studentinnen den Schüler/innen nochmals die Möglichkeit in einem offenen Gespräch sowohl positive als auch negative Kritik unabhängig vom Reflexionsbogen zu üben und die Unterrichtseinheit Märchen abschließend zu reflektieren. Die Schüler/innen erhielten durch die Evaluation und das Feedback die Möglichkeit, sich als verantwortlich und relevant für die Gestaltung von Unterricht zu erleben.

FAZIT

Im Verlauf des Deeper-Learning-Projektes zeigte sich, dass der Rückzug der Studentinnen in der Phase der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation vielen Schüler/innen ein erhöhtes Kompetenzerleben ermöglichte und deren Lernmotivation steigerte, während einigen wenigen Schüler/innen die Selbstständigkeit und Selbstorganisation Schwierigkeiten bereitete, weshalb ein erhöhtes Scaffolding und Coaching durch die Studentinnen in Form einer Eins-zu-Eins-Betreuung zur konstruktiven Unterstützung erforderlich war. Insgesamt entstanden im Rahmen des Projektes viele individuelle Märchen als Ergebnis einer sowohl persönlichen als auch kollektiven Lernleistung, die zeigten, dass die Schüler/innen das vertiefte Verständnis und die erarbeiteten Wissensstrukturen des Schlüsselkonzepts Märchen anwenden konnten.


VERANKERUNG IM BILDUNGSPLAN

Der Bildungsplan 2016 des Landes Baden-Württemberg sieht für die 5./6. Klasse den Erwerb der prozessbezogenen Kompetenz „Schreiben nach Mustern“ vor. Die Schüler/innen sollen erlernen die Merkmale verschiedener Textsorten und die Orientierung an prototypischen Texten für die Textgestaltung zu nutzen. Die inhaltsbezogenen Kompetenzen sehen darüber hinaus auch die Erarbeitung der Textsorte Märchen vor. Im Rahmen des Deeper-Learning-Projektes sollte insbesondere der Erwerb und die Förderung dieser Kompetenzbereiche anhand der Textsorte Märchen erzielt werden.

 

 

DAS MÄRCHEN ALS TEXTGRUNDLAGE FÜR EPISCHE KLEINFORMEN

Das Märchen wird als Textgrundlage für die Analyse von Texten insbesondere unter Berücksichtigung und Verwendung der zentralen Merkmale von epischen Kleinformen im Bildungsplan 2016 des Landes Baden-Württemberg genannt. Das Thema Märchen des Deeper-Learning-Projektes ist somit zentral im Bildungsplan verankert und für die 5./6. Klasse vorgesehen.

PROZESSBEZOGENE KOMPETENZEN

Durch das Deeper-Learning-Projekt werden viele prozessbezogene Kompetenzen (Sprechen, Zuhören, Schreiben und Lesen), die im Bildungsplan im Fachbereich Deutsch aufgeführt werden, gefördert. In der Unterrichtseinheit erlernen die Schüler/innen insbesondere die prozessbezogene Kompetenz des Schreibens. Die Schüler/innen gestalten das Schreiben der Märchen als Prozess selbstständig und eigenverantwortlich, indem sie die Märchen als Texte planen, formulieren und überarbeiten: Bei der Planung der Texte konzipieren die Schüler/innen konkrete Schreibziele und Schreibpläne für die Märchen. Bei der Formulierung der Märchen nutzen die Schüler/innen die Merkmale der Textsorte Märchen und die Orientierung an prototypischen Märchen für die Textgestaltung und erfüllen elementare und formale Anforderungen des Schreibens. Ferner nehmen die Schüler/innen bei der Überarbeitung der Märchen Textdistanz ein, beziehen zu eigenen und fremden Texten kriterienorientiert Stellung und erarbeiten Verbesserungsvorschläge.

INHALTSBEZOGENE KOMPETENZEN

Durch die Deeper-Learning-Einheit werden einige inhaltsbezogene Kompetenzen, die im Bildungsplan im Fachbereich Deutsch für die 5./6. Klasse aufgeführt werden, gefördert. Die Schüler/innen erlernen in den Unterrichtsstunden Zugang zu der Textsorte Märchen zu gewinnen, indem sie zum einen die Inhalte herausarbeiten und ihr erstes Textverständnis erläutern und zum anderen wesentliche Elemente der Märchen (Ort, Zeit, Figuren, Spannungskurve und Aufbau) bestimmen. Darüber hinaus analysieren die Schüler/innen die zentralen Gattungsmerkmale der epischen Kleinform Märchen und setzen die erzählende Schreibform bei der eigenständigen Textproduktion der Märchen ein.

MEDIENBILDUNG ALS LEITPERSPEKTIVE

Die Leitperspektive Medienbildung ist im Fachbereich Deutsch des Bildungsplanes Baden-Württembergs repräsentativ verankert. Die Medienbildung ist eine der wichtigsten Schlüsselqualifikationen und bildet in der heutigen multimedial geprägten Gesellschaft einen zentralen Kernbereich der schulischen Bildung. Das Ziel der Medienbildung besteht darin, die Medienkompetenz der Schüler/innen zu fördern und ihnen einen reflektierten Umgang mit verschiedenen Medienformaten zu ermöglichen. Im Deeper-Learning-Projekt wurde die Medienkompetenz dahingehend gefördert, dass die Schüler/innen die Darbietungsform und Kommunikationsfunktion unterschiedlicher Medienformen (Hörmedien, visuelle und audiovisuelle Medien) analysierten und beschrieben sowie Bilder zu Texten und damit Medien gestalteten.