Der offene Blick – Peter Nestlers Dokumentarfilm über die leidvolle Geschichte der Sinti und Roma während des Dritten Reichs in Österreich

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Karlstorkino Südstadt
Marlene-Dietrich-Platz 3
69126 Heidelberg
Deutschland

AUS DER FILMREIHE „EMPATHIEMASCHINE FILM?“ GEGEN ANTIZIGANISMUS

PETER NESTLER

PETER NESTLER wurde 1937 in Freiburg im Breisgau geboren. 1955 fuhr er zur See (damals eine Alternative zum wieder eingeführten Militärdienst), studierte später Malerei in München, war manchmal Schauspieler und begann 1961 Filme zu drehen: Freelance und zwei Produktionen im Auftrag des deutschen Fernsehens (ARD). Nachdem es ihm in der Bundesrepublik nicht mehr gelang, weitere Filme zu finanzieren, zog er 1966 nach Schweden um, ins Land seiner Mutter. Von 1968 bis 2000 hat er für das schwedische Fernsehen gearbeitet, wo eine große Anzahl seiner Dokumentarfilme entstand, oft in Zusammenarbeit mit seiner Frau Zsóka. Mit der Zeit hat ihm auch das deutsche Fernsehen wieder Filme finanziert, erst der WDR, dann SWF und 3sat.

DER REGISSEUR ÜBER DIE BEIDEN FILME

„Der offene Blick“ entstand im Rahmen der Arbeit von Peter Nestler an dem Film „Unrecht und Widerstand“. Über die beiden Filme sagt der Regisseur:

„In den Sechzigerjahren habe ich von diesem ständigen Unrecht erfahren, wurde darauf aufmerksam gemacht, vor allem durch die Werke des Malers Otto Pankok, den ich 1965 kennenlernte, und durch die soziale Arbeit von Birgitta Wolf, durch die Schriften von Hermann Langbein, der im Auschwitzprozess einer der Hauptzeugen war. Ich erfuhr von der ununterbrochenen Diskriminierung der Minderheit in Deutschland und Österreich, in der sich alles um den Wiederaufbau drehte, um wirtschaftlichen Aufstieg. Die Kriegsverbrechen wurden ad acta gelegt, und die viele Täter, einstige SS-Angehörige und Kriminalpolizisten, wie auch die ‚Rassehygieneforscher‘, kehrten in ihre Ämter und Positionen zurück, betrieben jahrzehntelang weitere Diskriminierung und Ausgrenzung der Sinti und Roma.

1970 machte ich den Film ‚Zigeuner sein‘, der Menschen der Minderheit zu Wort kommen ließ. Die neuen Filme, ‚Unrecht und Widerstand‘ und ‚Der offene Blick'‘ sind eine umfangreiche Bestandsaufnahme aus der Gegenwartsperspektive mit Beiträgen von Menschen der Minderheit, den Nachkommen der Überlebenden, den Historikern, die sich mit dem tief verwurzelten Antiziganismus befassen (sich engagieren!), mit Poeten, Musikern, Fotografen und Filmemachern, Journalisten. Was hat sich geändert, ist besser geworden seit den Nachkriegsjahren, und was droht, schlecht zu bleiben? Das sind die Bausteine der Filme, die wir, das Team zusammengesetzt haben. Das und nichts anderes.“

EMPATHIEMASCHINE FILM? FILMREIHE GEGEN ANTIZIGANISMUS

Die Filmreihe ist konzipiert vom Verbundprojekt „Mediale Antiziganismen – Von der interdisziplinären Analyse zur kritischen Medienkompetenz“ (MeAviA) der Universität Heidelberg, der Pädagogischen Hochschule und der Heidelberg School of Education. Das interdisziplinäre Forschungs- und Transfervorhaben verbindet die Analyse von Antiziganismus in Literatur, Film und öffentlicher Berichterstattung mit einer qualitativen Rezeptionsforschung. Neben der notwendigen Analyse von Antiziganismus will die Filmreihe den ebenso wichtigen positiven Zugang zu Geschichte und Gegenwart von Sinti*zze und Rom*nja aufzeigen.

Die Filmreihe ist eine Kooperation mit dem Medienforum Heidelberg e. V. / Karlstorkino, dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma sowie dem Goethe-Institut Mannheim und wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

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