Wertebildung und Normativität

FORSCHUNG, LEHRE UND TRANSFER ZU WERTE- UND NORMATIVITÄTSFRAGEN IN SCHULE UND LEHRKRÄFTEBILDUNG

Im Themenfeld „Wertebildung und Normativität“ kommen die vielfältigen Wertbezüge und normativen Bedingungen von Schule, Lehramtsstudium und Bildungssystem in den Blick. Das Spektrum reicht von wissenschaftlichen Reflexionen über Lehrformate bis hin zu schul- und berufspraktisch orientierten Projekten im Bereich Wertebildung. 

Mit dem Themenfeld „Wertebildung und Normativität“ will die HSE zu einem gemeinsamen Nachdenken darüber einladen, worum es in Schule und Lehrkräftebildung noch und vielleicht eigentlich geht. Über die zentrale, wertvolle Aufgabe der Vermittlung von Wissen und Kompetenzen hinaus sollen Lehrkräfte Kinder und Jugendliche auch auf ihrem Weg zu einem guten und verantwortlichen Leben fördern. Dieses Vorhaben geht notwendigerweise von bestimmten normativen Voraussetzungen aus und ist zugleich von persönlichen sowie gesellschaftlichen Wertvorstellungen geleitet. Diese reflektieren, verstehen, kommunizieren und in (pädagogisches) Handeln übersetzen zu können, ist ein wesentlicher Aspekt der Professionalität von Lehrkräften. Und darauf vorzubereiten ist – auch und gerade vor dem Hintergrund großer gesellschaftlicher Herausforderungen – ein wesentlicher Auftrag an die Lehrkräftebildung. 

Die Aktivitäten im Themenfeld zielen auf diese Werte- und Normativitätsdimension von Bildungsprozessen und adressieren sie in unterschiedlichen Forschungs-, Lehr- und Transferformaten. Sie sind in der Regel interdisziplinär angelegt, orientieren sich zumeist an Querschnittsthemen der Lehrkräftebildung und richten sich hochschulübergreifend an alle Interessierten aus Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaft. Wir möchten ein offenes Netzwerk schaffen, in dem sich Menschen aus Forschung und Lehre gemeinsam und themenbezogen Gedanken über die Zukunft von (Lehrkräfte-)Bildung machen können.

Exemplarische Fragen des Themenfelds sind:

  • Unter welchen normativen Voraussetzungen und Wertbezügen stehen Pädagogik, Schule und Bildungssystem – und wie lassen sich diese als Reflexionsgegenstände im Lehramtsstudium behandeln?
  • Wie können Lehrkräfte damit umgehen, dass sie einerseits bestimmte Werte – wie Mündigkeit, Verantwortung und Solidarität – vermitteln und andererseits weltanschauliche Neutralität wahren sollen?
  • Was heißt überhaupt „Wertebildung in der Schule“ und welche Rolle spielen dabei emotionale, soziale, politische oder ethische Aspekte?
  • In welcher Weise kann Schule zu einem „guten Leben“ beitragen?
  • Wie können Lehrkräfte Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu verantwortlicher Freiheit fördern? 

AUSGEWÄHLTE AKTIVITÄTEN

WERTEBILDUNG ALS „FUTURE LITERACY“

Wertebildung und die (selbst-)kritische Auseinandersetzung mit Normativität haben einen elementaren Zukunftsbezug im Sinne des HSE-Konzepts „Enhancing Future Literacies in Teacher Education“ (EFL). Zum einen betreffen sie im oben beschriebenen Sinne die konkrete berufliche Zukunft angehender Lehrkräfte. Zum anderen sind sie eng mit der genuinen Zukunftsbezogenheit von Schule und Bildung verbunden. 

Bildung bedeutet immer auch Vorbereitung auf die Zukunft und auf ein Leben, wie es einmal sein könnte. Und selbstverständlich ist das Ansinnen dabei stets eine „gute“ Zukunft – für die Kinder und Jugendlichen, für uns selbst und für die Gesellschaft, in der wir gemeinsam leben. Die grundlegende Frage nach dem „guten Leben“ in der Zukunft hängt unmittelbar mit Wertefragen zusammen: Was finden wir eigentlich gut und wünschenswert für unsere Zukunft und die Zukunft der kommenden Generationen? Was finden wir heute und in Zukunft wertvoll? Und wovon glauben wir, dass es für die Zukunft und in der Zukunft besonders wertvoll sein wird? 

Zu den vielfältigen Aufgaben von Lehrkräften zählt auch der pädagogische Auftrag einer Zukunftsvorbereitung im Lichte solcher Richtungsfragen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen. Für die Lehrkräftebildung gilt dann analog, dass sie ihrerseits den Auftrag hat, Studierende darauf vorzubereiten, Kinder und Jugendliche für die Zukunft zu stärken und zu bestärken, damit diese ihr Leben frei, verantwortlich und eben: „gut“ führen können.

Schule und Bildung sind daher grundlegend von Zukunfts- und Wertvorstellungen geleitet. Damit sind Fragen der Normativität eng verbunden. Grundüberzeugungen und persönliche wie gesellschaftliche Zukunfts- und Wertvorstellungen wirken sich vielfältig normativ auf Schule und Bildungssystem aus, etwa auf pädagogische Theorien und Praxis, auf Schulkulturen, auf Bildungspläne und -ziele oder auf die Kanonisierung und didaktische Aufbereitung von Wissen. Ein verständiges Bewusstsein für diese grundlegenden normativen Bedingungen und Wertbezüge und eine entsprechende Kommunikationsfähigkeit ist eine professionelle wie gesellschaftliche Future Literacy im Sinne des EFL-Konzepts.

BEZUG ZUM BILDUNGSPLAN

Obige Fragen weisen enge Bezüge zu den Leitperspektiven des Bildungsplans Baden-Württemberg auf. Besonders die in der Leitperspektive Bildung für nachhaltige Entwicklung und dem Leitfaden Demokratiebildung benannten Aufgaben und Ziele sind teils unmittelbar mit dem Thema Wertebildung und den benannten normativen Aspekten verbunden. Auch die übrigen Leitperspektiven bieten Anknüpfungspunkte. Die Leitperspektiven des Bildungsplans und der Leitfaden Demokratiebildung stellen daher wichtige inhaltliche Bezugspunkte für die Arbeit im Bereich „Wertebildung und Normativität“ dar.

BLOGBEITRÄGE ZUM THEMA