MARIE ROTH, FRIEDERIKE SEEGER
PROJEKTBESCHREIBUNG
„In der gegenwärtigen Diskussion über Lehrerbildung und Lehrerfortbildung ist kaum eine Komponente des professionellen Wissens und Könnens so prominent wie die sogenannte diagnostische Kompetenz“ (Baumert & Kunter, 2003, S. 300). Der Diagnosekompetenz von Lehrkräften kommt im Rahmen der Kompetenzorientierung ein zentraler Stellenwert zu: In den bildungswissenschaftlichen Standards für die Lehrerbildung definiert die Kultusministerkonferenz (KMK) sie als notwendige Fähigkeit für die Berufsausübung, setzt sie als wichtiges Ausbildungsziel und formuliert zum Erreichen dessen Standards für die theoretische Ausbildung (vgl. KMK, 2004, S. 3, 11). Im Zuge ihrer Kritik stellen Paradies, Linser und Greving fest: „Lehrer sind oft überfordert oder nicht kompetent ausgebildet worden, wenn es darum geht, Leistungen objektiv zu diagnostizieren.“ (2009, S. 17), somit sei die Ausübung der Diagnosekompetenz an Schulen nicht zufriedenstellend (Paradies et al., 2009, S. 14). Vor diesem Hintergrund gilt es zunächst zu ermitteln, inwiefern die Förderung diagnostischer Kompetenzen in den Curricula der lehrerbildenden Hochschulen Deutschlands implementiert ist. Dazu sollen stellvertretend für jedes Bundesland die Modulhandbücher und Vorlesungsverzeichnisse des Hochschulstandorts mit den meisten Lehramtsstudierenden analysiert werden.
Im Rahmen der KMK-Standards soll ausgehend von den Aspekten, die auf Basis wissenschaftlicher Befunde und Expertenmeinungen für die diagnostische Kompetenz als relevant erscheinen wie beispielsweise Fehlerquellen (Paradies et al., 2009, S. 18 f.) und Gütekriterien (Helmke, 2015, S. 119–140) in der nächsten Phase ein Workshop konzipiert werden. Dieser soll genutzt werden, um festzustellen, ob die Diagnosekompetenz ausreichend thematisiert wird und Lehramtsstudierende hinreichend zur Erreichung der KMK-Standards geschult und sensibilisiert werden. Mittels eines dafür konzipierten Fragebogens soll die Wirksamkeit diesbezüglicher Interventionen ermittelt werden. Dazu sollen in Anwendung eines Kontrollgruppen-Designs Daten generiert werden, anhand derer die (Nicht-)Erfüllung der KMK-Standards erschlossen werden können.