LÉON RUFFER
PROJEKTBESCHREIBUNG
Die Vermittlung von Grammatik stellt eine zentrale Aufgabe des Sprachunterrichts an Schulen dar. Dabei handelt es sich sowohl um das Erlernen des korrekten Umgangs mit Fachtermini als auch um das Erlernen sprachspezifischer „Eigenheiten“, ohne deren Kenntnis keine sprachliche Korrektheit erzielt werden kann. Trotz dieser hohen Relevanz arbeitet der Sprachunterricht oftmals mit uneinheitlichen Begriffen, die sich aus einer langen, teils bis in die Antike zurückgehenden Tradition der Benennung und Klassifizierung speisen. Selbst im altsprachlichen Unterricht, bei dem der Grammatikerwerb noch mehr im Vordergrund steht als bei modernen Fremdsprachen, wird selten auf aktuelle Forschung zu grammatischen Theorien oder Modellen zurückgegriffen – stattdessen behilft man sich durch die Vermengung eigentlich konträr zueinanderstehender konstituenten- und dependenzgrammatischer Ansätze oder greift gänzlich auf traditionelle, oftmals nur rein formal beschreibende Ansätze zurück. Dies spiegelt sich auch in den Lehrwerken wider, die sich selten einheitlich einer Grammatiktheorie verpflichten und oftmals willkürliche Erklärungen liefern.
In diesem Projekt wird betrachtet, welche Annahmen dem in Schulbüchern (und damit auch im Schulunterricht) vorherrschenden Verständnis von Grammatik und Sprache überhaupt zugrunde liegen, um diese, wo sie widersprüchlich sind, anschließend unter Rückgriff auf die aus der kognitiven Linguistik stammende Konstruktionsgrammatik zu widerlegen. Weiterhin werden Vorschläge für die Vermittlung ausgesuchter grammatischer Phänomene entwickelt, die sich ebenfalls aus der neueren Forschung zur Konstruktionsgrammatik speisen und diesen Irrtümern nicht unterliegen, wodurch sie ein kognitiv plausibleres Verständnis von Sprache ermöglichen.