Literarisches Lernen im transkulturellen Literaturunterricht an Gemeinschafts- und Realschulen. Eine qualitativ-empirische Untersuchung literarischer Gespräche in kulturell heterogenen Lerngruppen (AT)

PROJEKTBESCHREIBUNG

Das Konzept der Transkulturalität hat seit 2006 vor allem durch die Arbeiten Werner Wintersteiners Eingang in die aktuelle Debatte der Literaturdidaktik gefunden (vgl. 2006a, 2006b). Innerhalb des vorliegenden Promotionsvorhabens wird dieses Konzept aufgegriffen, indem literarische Lernprozesse in einem transkulturellen Literaturunterricht untersucht werden. Dieser beinhaltet drei Dimensionen: 1. die Anerkennung der kulturellen Heterogenität der Schüler*innenschaft, 2. das transkulturelle Potential literarischer Texte, 3. ein Lernsetting, das transkulturelle Austauschprozesse ermöglicht.
Die bereits durchgeführte qualitativ-empirische Studie umfasst zwölf Literarische Unterrichtsgespräche nach dem Heidelberger Modell (vgl. Härle 2011) zu vier lyrischen Texten. Die Unterrichtsgespräche wurden audiographisch aufgezeichnet sowie transkribiert und werden derzeit anhand der Dokumentarischen Methode (Asbrand, Martens 2018) mit Blick auf die Forschungsfrage ausgewertet.
Diese lautet:
Welche Aspekte von Transkulturalität lassen sich in literarischen Lernprozessen von Schüler*innen an Gemeinschafts- und Realschulen im Rahmen literarischer Gespräche rekonstruieren?
Zur Beantwortung der Forschungsfrage sollen anhand des erhobenen Datenmaterials vordergründig solche literarischen Lernprozesse rekonstruiert werden, die sich mit Themen der Transkulturalität (Fremdheit, Identität) verknüpfen lassen. Literatur kann in diesem Zusammenhang zur Individuation, Sozialisation und Enkulturation beitragen, denn sie ermöglicht auf symbolisch-poetischer Ebene Erfahrungen mit Alterität, die ein Hinterfragen der eigenen Vorstellungen von Identität und Fremdheit auslösen kann (vgl. Papadimitriou 2014).

LITERATUR

  • Asbrand, Barbara; Martens, Matthias (2018): Dokumentarische Unterrichtsforschung. Wiesbaden: Springer VS
  • Härle, Gerhard (2011): „… und am Schluss weiß ich trotzdem nicht, was der Text sagt“. Grundlagen, Zielperspektiven und Methoden des Literarischen Unterrichtsgesprächs. In: „Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander“. Das Heidelberger Modell des Literarischen Unterrichtsgesprächs in Theorie und Praxis. Hg. von Marcus Steinbrenner, Johannes Mayer und Bernhard Rank. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, S. 29-66
  • Papadimitriou, Marina (2014): Transkultureller Literaturunterricht in der globalisierten Schulklasse. Kulturelle Identitätskonzepte in literaturdidaktischer Perspektive. Weinheim; Basel: Beltz
  • Wintersteiner, Werner (2006a): Poetik der Verschiedenheit. Literatur, Bildung, Globalisierung. Klagenfurt; Celovec: Drava
  • Wintersteiner, Werner (2006b): Transkulturelle literarische Bildung. Die „Poetik der Verschiedenheit“ in der literaturdidaktischen Praxis. Innsbruck: Studienverlag