Service Learning im Sportunterricht – Erstellung einer praxisorientierten Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer

RICA DERST

Rica Derst
Bild: © privat

Studiengang: Bachelor of Arts (Studienbeginn WS 2015/2016), Master of Education, Profillinie Lehramt Gymnasium (seit WS 2018/2019)
Fächer: Sportwissenschaft, Geschichte, Philosophie/Ethik
Mentor/in: Prof. Dr. Anne Sliwka

PROJEKTBESCHREIBUNG

„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!“ – diesen Satz bekam wohl jede Schülerin und jeder Schüler im Laufe der Schulkarriere zu hören, doch die wenigsten wissen, dass dies nicht die Übersetzung des lateinischen Originalzitates ist. So schrieb Seneca im 1. Jahrhundert n. Chr. an seinen Briefpartner Lucilius aus Frust über die römischen Philosophieschulen, sie würden dort nicht für das Leben, „sed scholae“ lernen (epistulae morales ad Lucilium, 106, 11–12). Damit kritisierte er, dass die Schule kaum dazu geeignet sei, junge Menschen auf das Leben vorzubereiten – ein noch heute häufig thematisierter Kritikpunkt. Doch wofür lernen wir in der Schule? Was brauchen Kinder und Jugendliche, um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gut bewältigen zu können? Und wie können sie durch zeitgemäße Bildung gestärkt werden? Ein Blick in die Forschung zeigt, welche Kompetenzen für ein gelingendes Leben im 21. Jahrhundert als wichtige benannt werden. Dazu zählen in erster Linie kritisches Denken und Kreativität, Empathie, Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit, aber auch die Übernahme von Verantwortung und der Umgang mit Spannungen und Unsicherheiten (KMK, 2018; Mauz & Gloe, 2019; OECD, 2018). Doch wie lassen sich diese praxisorientierten Schlüsselkompetenzen den Schülerinnen und Schülern im Laufe ihrer meist theorielastigen Schulkarriere vermitteln?

Seit einigen Jahren etabliert sich im deutschen Bildungssystem die Methode des „Service Learnings“ bzw. das „Lernen durch Engagement“ (LdE), welche auf den amerikanischen Bildungsphilosophen John Dewey und seine „experiental education“ zurückgeht. Dabei steht die Anwendung des erlernten Fachwissens in einem gemeinwesenorientierten Projekt im Zentrum. Nicht nur auf der Kultusministerkonferenz (KMK, 2018, S. 8-10), sondern auch in den Schulen selbst erhält diese handlungsorientierte Lehr- und Lernmethode zunehmend Aufmerksamkeit.

Somit verfolge ich mit meinem Forschungsprojekt zunächst das Ziel, den aktuellen Stand von Service Learning an deutschen Schulen auszuarbeiten, Chancen der Unterrichtsmethode aufzuzeigen und Schwierigkeiten von LdE darzustellen. Im Fokus soll hierbei der Sportunterricht stehen, der ein bisher kaum genutztes Potenzial für engagiertes Lernen enthält. Darauf aufbauend möchte ich eine Handreichung entwickeln, mithilfe derer (Sport-) Lehrerinnen und Lehrer in unkomplizierter Art und Weise Service Learning für ihren Unterricht nutzen können. Diese Idee entstand während meines Schulpraxissemesters im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen, welche einerseits großes Interesse an der Methode des Service Learning zeigten, mir gegenüber aber auch ihre Bedenken äußerten. Diese bezogen sich in erster Linie auf fehlende Zeit – nicht nur, um mit der Schulklasse größere Projekte durchzuführen, sondern auch, um sich selbst in das Thema einzulesen. Somit erscheint es mir sinnvoll, eine praxisorientierte Handreichung für den Gebrauch von LdE im Schulalltag zu entwickeln und diese mithilfe von Experteninterviews zu evaluieren. Dazu hat mir die Schulleitung des Max-Planck-Gymnasiums ihre Kooperation zugesagt. Eine Orientierung für die Entwicklung der Handreichung finde ich in den beiden Praxisbüchern zu Service Learning (Seifert, Zentner, Nagy, 2012) und Demokratiepädagogik (Edelstein, Frank, Sliwka, 2009). Schließlich habe ich mir als Ziel gesetzt, (Sport-) Lehrkräften eine praxisorientierte Handreichung zum Service Learning im Sportunterricht zur Verfügung zu stellen. Somit entsteht durch das Forschungsprojekt nicht nur für Lehrkräfte ein Mehrwert, sondern auch für Schülerinnen und Schüler, potenzielle Engagementpartner und die betroffenen Schulen selbst – Lernen durch Engagement und für das Leben!