Strukturierte Lehrerbildung in Heidelberg: differenziert angeboten, unter einem Dach koordiniert, empirisch untersucht

PROJEKTBESCHREIBUNG

In der fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Forschung werden weitgehend die Befunde geteilt, dass zentrale Variablen des Unterrichts an das professionelle Wissen und Können der Lehrperson gekoppelt sind. Unterrichtsqualität, Berufserfolg der Lehrpersonen wie auch Lernmotivation und Lernergebnisse der Schülerschaft hängen damit zusammen (Baumert/Kunter 2006; Kunter et al. 2013; Voss et al. 2015): „Auf den Lehrer kommt es an!“ (Lipowsky 2006). Möchte man diese trivialen, aber empirisch belegten Zusammenhänge auf den Fachunterricht übertragen, muss zunächst das professionelle Wissen und Können der Lehrpersonen theoretisch und domänenspezifisch modelliert und definiert werden.

Übersehen werden aber weiterhin die Fragen, wann und in welcher Ausprägung dieses Wissen und Können im Zuge der Berufsbiographie erreicht wird oder erreicht werden soll (Lersch 2006). Weil die Hoheit über dieses Wissen unterschiedliche Urheber*innen beanspruchen, wird die Translation des berufsrelevanten Wissens in unterschiedliche Zuständigkeiten gelegt, was eine strukturierte Lehrerbildung erschwert. Deshalb wird exemplarisch an einer Domäne (Geschichte) eine strukturierte Professionalisierung entworfen, die Lehrinhalte und professionelle Kompetenzen in der Berufsbiographie bis zur Berufseinstiegsphase konzipiert und festlegt. Eine professionelle Lehrerbildung muss an der Wirkung und Nutzung ihrer Studien- und (Aus-)Bildungsangebote interessiert sein. Qualitätsentwicklung findet, freilich nicht ausschließlich, auf der Basis des Wissens über die Leistungen und das Machbare statt.

Deshalb müssen in einem ersten Schritt die Beteiligten der differenzierten Lehrerbildung (Universität, PH, Seminare) im Kontext der HSE (gemeinsames Dach) die Verteilung von Normativen (z.B. Ausbildungspläne), Theorien (z.B. Professionswissen), Konzeptionen (z.B. Multiperspektivischer Unterricht) und Inhalten nach professionsrelevanten Argumenten in einen kohärenten Gesamtzusammenhang vom Studium bis in den Berufseintritt platzieren. Auf dieser Grundlage werden diese Wissens- und Könnensanteile (insbesondere Fachwissen und fachdidaktisches Wissen, Kovariaten) empirisch untersucht, und zwar zunächst bei Lehramtsstudierenden an den Standorten Pädagogische Hochschule, Universität, später bei Referendar*innen an den Seminaren für Didaktik und Lehrerbildung Heidelberg und Mannheim.

Weil innerhalb des Professionswissens das fachdidaktische und fachliche Wissen besondere Effekte im Fach Mathematik (COACTIV 2011; FALKO 2017) bedingten und weil man sich diese beiden Wissensbereiche eher als ein Amalgam und nicht als separate Wissensblöcke vorstellen kann, wird eine empirische Erhebung dieses zusammenhängenden Bereichs des fachdidaktischen und fachdidaktischen Wissens konzipiert. Nach der Überprüfung der Qualitätsstandards wird er bei Studierenden im Bachelor und Master eingesetzt.