Zur impliziten und expliziten pädagogischen Programmatik sozialer Bewegungen

PROJEKTVERANTWORTLICHER

  • Dr. Klemens Ketelhut (Heidelberg School of Education, PostDoc bis 09/2020)

KURZEXPOSÉ

Soziale Bewegungen besitzen für den Kontext des Pädagogischen Anschlussfähigkeit, die vor allem daher rührt, dass diese Bewegungen immer einen Bezug auf individuelles Handeln beinhalten. Damit geraten Praktiken und Praxen der Selbst- und der Fremderziehung als mögliche Bearbeitungsmodi der Anliegen sozialer Bewegungen in den Blick. Die Attraktivität erklärt sich aus dem spezifischen Zuschnitt der sozialen Bewegungen hinsichtlich ihrer Problembearbeitungsstrategien, die Charakteristika von nach innen und außen wirksam werdenden Bildungsprogrammen besitzen und sich so attraktiv für die Pädagogik machen.

Die thematischen Kerne sozial bewegter Anliegen werden als gesellschaftliche Problemlagen artikuliert und berühren häufig den Bereich der sozialen Ungleichheit. Wenig erforscht sind allerdings die Transmissionsmechanismen, die diese Anliegen in pädagogische Programme und Praxen überführen und damit gleichzeitig auf die inhaltliche Struktur sozialer Bewegungen zurückwirken. Die Rekonstruktion entsprechender Netzwerke und Personenkonstellationen sind hier genauso von Bedeutung wie die Strategien des Agendasettings und der (pädagogischen) Professionalisierung.
Entsprechend verfolgt die Studie das Ziel, diese Mechanismen zu erforschen und damit die Ausweitung des Pädagogischen zu eruieren und gleichsam als eine Funktion des Sozialen zu interpretieren. Damit sind auch allgemeindidaktische Fragen angesprochen, wenn es um die (häufig konflikthafte) Vermessung von gesellschaftlichen Schlüsselthemen und deren Bestimmung für den schulischen Kontext geht.

Verfolgt werden zwei kontrastierende Fallstudien: zum einen geht es um die Entstehung der Jungenarbeit/Jungenpädagogik als sowohl schulisches als auch außerschulisches pädagogisches Programm. Zum anderen wird der Diskurskomplex „Inklusion“ examiniert. Inklusion wird dabei als äußerst bewegliches und vieldeutiges „travelling concept“ verstanden, dessen relative Offenheit sowohl in unterschiedlichen sozialen Bewegungen wurzelt als auch für diese eine attraktive Anschlussfähigkeit besitzt.