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DEEPER LEARNING AM KURFÜRST-FRIEDRICH-GYMNASIUM HEIDELBERG

Das Deeper Learning-Projekt „Kreatives Schreiben im Unterricht – Wie schreibe ich mein eigenes Märchen?“ wurde im Januar 2020 in der Klasse 5a am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium (KFG) Heidelberg von sechs Studentinnen umgesetzt und fand im Rahmen des Seminars „Lernen im 21. Jahrhundert: Deeper Learning und Universal Design for Learning“ des Instituts für Bildungswissenschaft (IBW) der Universität Heidelberg statt. Neben Frau Prof. Dr. Sliwka und dem Team der Deeper Learning Initiative wurde das Projekt zudem von der Schulleitung des KFGs sowie der Klassen- und Deutschlehrerin der fünften Klasse, Frau Dr. Lösener, unterstützt.
Die Unterrichtseinheit des Deeper-Learning-Projektes wurde in drei Phasen gegliedert: Die Phase der Instruktion und Aneignung, die Phase der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation, und die Phase der authentischen Leistung. Das Ziel der Unterrichtseinheit bestand darin, dass die Lernenden der fünften Klasse die Kompetenz erlernen, die Merkmale verschiedener Textsorten und die Orientierung an prototypischen Texten für die Textgestaltung zu nutzen, um eigenständig Texte zu produzieren. Im Rahmen des Deeper-Learning-Projektes sollte der Erwerb des Kompetenzbereichs anhand der Textsorte Märchen erzielt werden.
PROJEKTÜBERSICHT
PLANUNGSPHASE
UNTERRICHTSPRAXIS IN DREI PHASEN
Nach der Erstellung des groben Konzepts und der genauen Planung der ersten Unterrichtsstunden begann die Unterrichtspraxis. Die drei Deeper-Learning Phasen gliederten sich in sechs Schulstunden Instruktion und Aneignung, sieben Schulstunden Ko-Konstruktion und Ko-Kreation und zwei Schulstunden für die authentische Leistung, sowie den Tag der offenen Tür des KFGs als weitere öffentliche Präsentation der authentischen Lernleistung des Deeper-Learning Projektes durch die Schüler:innen.
I. INSTRUKTION UND ANEIGNUNG
In dieser Phase erfolgte zunächst die kognitive Aktivierung des Vorwissens der Lernenden zum Thema Märchen. Daran anknüpfend lernten die Schüler:innen mithilfe des Inputs von Seiten der Studentinnen die Textsorte Märchen und deren Charakteristika kennen. In dieser Phase gaben die Studentinnen den Schüler:innen viel Anleitung und Struktur, um die Internalisierung der Grundlagen sicherzustellen.
II. KO-KONSTRUKTION UND KO-KREATION
In der Phase der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation erstellten die Schüler:innen mithilfe der bereits erarbeiteten Wissensstrukturen zum Schlüsselkonzept Märchen sowohl in eigenständiger als auch kooperativer Arbeit ein frei und individuell gestaltetes Märchen, wodurch das Prinzip des Voice and Choice zum Tragen kam. Die selbstständige Textproduktion der Märchen und die Erstellung eines gemeinschaftlichen Märchenbuches der Klasse bildete die authentische Lernleistung und das Ziel der Unterrichtseinheit sowie des Deeper-Learning Projektes und förderte gezielt die Deeper-Learning-Kompetenz Kreativität. Die Schüler:innen erhielten während der Textproduktion sowohl durch entsprechendes Lernmaterial, das ihnen zur eigenständigen Hilfestellung zur Verfügung stand, als auch von den Lehrkräften stets konstruktive Unterstützung. Die Studentinnen gingen hierbei auf Verständnisschwierigkeiten der Schüler:innen ein, vermittelten metakognitive Strategien zum Lernen und gaben formative Rückmeldung, wodurch ein Scaffolding und Coaching erzielt wurde.
III. AUTHENTISCHE LEISTUNG
Im Anschluss an den Schreib- und Korrekturprozess der Märchen folgte die dritte Phase des Deeper Learning: Die Phase der authentischen Leistung. Die von den Schüler:innen geschriebenen Märchen wurden sowohl im Klassenverband als auch bei dem an das Projekt anschließenden Tag der offenen Tür des KFGs präsentiert.
FAZIT
Im Verlauf des Deeper-Learning-Projektes zeigte sich, dass der Rückzug der Studentinnen in der Phase der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation vielen Schüler:innen ein erhöhtes Kompetenzerleben ermöglichte und deren Lernmotivation steigerte, während einigen wenigen Schüler:innen die Selbstständigkeit und Selbstorganisation Schwierigkeiten bereitete, weshalb ein erhöhtes Scaffolding und Coaching durch die Studentinnen in Form einer Eins-zu Eins-Betreuung zur konstruktiven Unterstützung erforderlich war. Insgesamt entstanden im Rahmen des Projektes viele individuelle Märchen als Ergebnis einer sowohl persönlichen als auch kollektiven Lernleistung, die zeigten, dass die Schüler:innen das vertiefte Verständnis und die erarbeiteten Wissensstrukturen des Schlüsselkonzepts Märchen anwenden konnten.
VERANKERUNG IM BILDUNGSPLAN
Der Bildungsplan 2016 des Landes Baden-Württemberg sieht für die 5./6. Klasse den Erwerb der prozessbezogenen Kompetenz „Schreiben nach Mustern“ vor. Die Schüler:innen sollen erlernen die Merkmale verschiedener Textsorten und die Orientierung an prototypischen Texten für die Textgestaltung zu nutzen. Die inhaltsbezogenen Kompetenzen sehen darüber hinaus auch die Erarbeitung der Textsorte Märchen vor. Im Rahmen des Deeper-Learning-Projektes sollte insbesondere der Erwerb und die Förderung dieser Kompetenzbereiche anhand der Textsorte Märchen erzielt werden.