Gesundheitsförderung in Schulen: Eine vergleichende Analyse von settingübergreifenden Ansätzen in Deutschland, Finnland und Großbritannien

PROJEKTVERANTWORTLICHER

  • Dr. Benjamin Ewert (Heidelberg School of Education, PostDoc bis 09/2018)

KURZZUSAMMENFASSUNG

Im Forschungsprojekt sollen anhand einer qualitativ-empirischen Untersuchung in Deutschland, Finnland (Seinäjoki) und Großbritannien (Manchester) Entwicklungs- und Implementierungsprozesse von Ansätzen einer settingübergreifenden Gesundheitsförderung in Schulen analysiert und verglichen werden. Insbesondere sollen Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für eine intersektorale Zusammenarbeit an der Schnittstelle von Schule und Stadtteil identifiziert sowie Aussagen hinsichtlich zentraler Elemente für das Design von settingübergreifenden Ansätzen getroffen werden. Des Weiteren sollen die Chancen und Grenzen für eine Adaption bzw. einen Transfer innovativer Ansätze der schulischen Gesundheitsförderung in andere soziale Kontexte ausgelotet werden.

(1) FORSCHUNGSINTERESSE

Globale Gesundheitsherausforderungen wie Adipositas, Diabetes oder Suchterkrankungen spiegeln sich zuvorderst auf lokaler Ebene wieder, d.h. dort wo Menschen „spielen, lernen, arbeiten und lieben“ (Ottawa Charter für Gesundheitsförderung). Die Schaffung gesunder Lebenswelten ist daher eine lokale Aufgabe, an der Akteure aus verschiedenen Sektoren und Institutionen beteiligt sind. Das Forschungsvorhaben möchte Ansätze der Gesundheitsförderung in lokalen Settings untersuchen, d. h. in Orten und sozialen Kontexten, in denen Menschen ihre täglichen Aktivitäten verrichten. Speziell ist der Fokus auf Ansätze einer settingübergreifenden Gesundheitsförderung in Schulen und Stadtteilen gerichtet. Unter der Bezeichnung ‚settingübergreifend’ sind solche Ansätze der Gesundheitsförderung zu verstehen, die in ihrem Zuschnitt nicht auf einen bestimmten Ort (z. B. die Schule) beschränkt sind, sondern in angrenzende Umwelten (z. B. den Stadtteil) hineinwirken. 

(2) FORSCHUNGSFRAGEN UND EMPIRISCHER FOKUS

Für das Forschungsvorhaben sind vor dem Hintergrund des skizzierten Forschungsinteresses folgende Forschungsfragen und -ziele maßgeblich:

I.    Welche Akteursnetzwerke entstehen in settingübergreifenden Ansätzen der schulischen Gesundheitsförderung?

  • Identifizierung von schulischen und außerschulischen Partnern
  • Ermittlung von Abläufen und Mustern der Netzwerkinteraktion
  • Identifizierung von lokalen Themen und Zielen im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung

II.    Was sind lokalspezifische Merkmale einer Governance von schulischer Gesundheitsförderung?

  • Darstellung von Steuerungs- und Implementierungsprozessen
  • Ermittlung der Modi der intersektoralen Kooperation und Entscheidungsfindung
  • Analyse von Interessen und Einfluss unterschiedlicher Akteure im Steuerungsprozess

III.    Welche lokalen Kontextfaktoren sind für die Wirksamkeit schulischer Gesundheitsförderung förderlich bzw. hinderlich?

  • Analyse der lokalen Sozial- und Infrastruktur
  • Identifizierung von programmatischen Schnittstellen zwischen schulischer Gesundheitsförderung und lokaler Stadt(teil)entwicklung
  • Vergleich unterschiedlicher Finanzierungsmodelle

IV.    Inwieweit entstehen Leitkonzepte einer settingübergreifenden Gesundheitsförderung in Städten?

  • Identifizierung von zentralen Elementen für das Design entsprechender Programme und Ansätze
  • Entwicklung von Strategien der Wissens- und Kompetenzvermittlung in sektorübergreifenden Akteursnetzwerken
  • Ermittlung von Chancen und Grenzen für eine Adaption sowie einen Transfer innovativer Ansätze der schulischen Gesundheitsförderung

(3) METHODISCHES VORGEHEN

Empirisch werden im Forschungsprojekt settingübergreifende Ansätze der schulischen Gesundheitsförderung in Deutschland, Finnland und Großbritannien untersucht. Das Forschungsvorhaben basiert auf Methoden der qualitativen Sozialforschung. Zur Untersuchung der lokalpolitischen Diskurse zu den Themen Gesundheit und Gesundheitsförderung soll eine sozialwissenschaftliche Diskursanalyse durchgeführt werden. Hierfür soll je Untersuchungsstandort ein Datenkorpus, bestehend aus Artikeln der jeweiligen Lokalzeitungen aber auch ‚grauer Literatur’, d. h. Berichten und Dokumentationen von Schulen, Behörden und lokalen Initiativen, erstellt und nach qualitativen Auswertungsverfahren analysiert werden. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Diskursanalyse sollen je Partnerschule mindestens 20 leitfadengestützte Interviews mit Lehrer/innen, Schüler/innen, Schulgesundheitspfleger/innen und -therapeut/innen sowie außerschulischen Partner/innen der schulischen Gesundheitsförderung aus Politik und Stadtteilverwaltung geführt werden. Darüber hinaus sollen ausgewählte Akteure in zwei moderierten Fokusgruppen gemeinsam die jeweilige lokale Praxis der schulischen Gesundheitsförderung reflektieren. Die Fokusgruppen sollen Aufschluss darüber geben, wann und weshalb die angewandten gesundheitsfördernden Konzepte und Maßnahmen seitens der beteiligten Akteure als erfolgreich bzw. kontextwirksam betrachtet werden.