ELLEN SARTINGEN
PROJEKTBESCHREIBUNG
Im Vorfeld der Veröffentlichung des neuen Bildungsplans kündigte die Landesregierung an, dass das Thema „Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt” als Leitperspektive an allen Schulen in Baden-Württemberg eingeführt werden sollte. Nachdem Gegner*innen dieser Reform die Einführung des Themas in den Bildungsplan als LGTBQ-Propaganda interpretierten und zu Demonstrationen mobilisierten, wurde die Leitperspektive in „Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt” umbenannt. Konkret besagt die Leitlinie, dass mehr Respekt vor vielfältigen Lebensentwürfen an baden-württembergischen Schulen etabliert werden soll. Schüler*innen jeder „Staatsangehörigkeit, Nationalität, Ethnie, Religion oder Weltanschauung, unterschiedlichen Alters, psychischer, geistiger und physischer Disposition” soll es möglich sein, sich in der Schule „frei und ohne Angst vor Diskriminierung zu artikulieren.” Doch Homophobie bleibt ein Problem an Schulen. So haben sowohl LGBTQ-Schüler- als auch Lehrer*innen nach wie vor Angst, sich zu outen (Antidiskriminierungsstelle 2017; ECRI 2014). Es scheint also eine Diskrepanz zwischen der ursprünglichen Intention der Leitlinie und der Schulpraxis zu bestehen.
In dieser Forschungsarbeit soll es daher um den Umgang mit dem Thema „Sexuelle und geschlechtliche Identität” im Lehramtsstudium und im Schulunterricht gehen. Der erste Teil der Arbeit wird das Thema von einer theoretischen Perspektive beleuchten und verschiedene Studien über den Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Identität in der Schule zusammenfassen.
Für den empirischen Teil sollen Interviews mit Expert*innen aus dem schulischen und universitären Bereich geführt werden. Diese sollen mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet werden, um Aussagen über die aktuelle Situation zum Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Identität im Schulunterricht treffen zu können. Mithilfe der Interviews soll auch auf Herausforderungen, vor denen (zukünftige) Lehrer*innen bezüglich des Themas stehen, eingegangen und Handlungsempfehlungen formuliert werden.
Die Forschungsarbeit soll im Endeffekt einen Beitrag dazu leisten, den Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Schulunterricht zu verbessern.