Summer School 2018: Bericht zum Workshop des heiEDUCATION Clusters Gesellschaft und Gesundheit

VERANSTALTUNG MIT PROF. DR. BERND OVERWIEN UND PROF. DR. HOLGER STRAßHEIM

Der heiEDUCATION Cluster Gesellschaft und Gesundheit beschäftigt sich seit über drei Jahren mit dem Leitthema „Schule als Ort von Normativität – zur Vermittlung von Kompetenten der gelingenden Lebensführung“. In der Vergangenheit wurden bereits Veranstaltungen organisiert, die sich mit Teilaspekten des Leitthemas – Bewegung, Partizipation, Gesundheit als normative Anforderungen – auseinandersetzten. Im Rahmen der HSE Summer School 2018 wurde dieser Diskurs durch zwei Vorträge mit jeweils anschließender Diskussion fortgesetzt. Im Fokus stand einerseits die Beschäftigung mit den normativen Anforderungen der „Nachhaltigkeit“, andererseits die Auseinandersetzung mit der Frage, wie Verhaltenssteuerung Menschen und insbesondere Schüler/innen zu einem gewünschten Verhalten und damit zur Übernahme vorgegebener Normen sowie zu einer „gelungenen Lebensführung“ beeinflussen kann.

In der gesamten Diskussion zu diesem Thema im Cluster zeigt sich immer wieder, dass Schulen mit vielfältigen Anforderungen konfrontiert sind und erwartet wird, dass sie die Wert- und Normentwicklung von Schüler/innen „positiv“ beeinflussen. Diese Überlegungen wurden in den Workshops aufgegriffen:

Prof. Dr. Bernd Overwien, Professor für Politikdidaktik an der Universität Kassel, bot in seinem Vortrag einen Überblick zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung und globales Lernen und betonte darin vor allem den Zusammenhang dieser beiden Themenfelder. Dabei wurde deutlich, dass eine gehaltvolle Thematisierung von Nachhaltigkeit und globalem Lernen in nahezu allen Schulfächern geschehen kann, dies gleichzeitig jedoch eine enorme inhaltliche Herausforderung darstellt. Eine besondere Chance für Bildungsprozesse ergibt sich, so Overwien, aus Kooperationen von Schulen mit außerschulischen Bildungsträgern, die in den Feldern „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und „globales Lernen“ seit vielen Jahren Konzepte entwickelt haben und diese zielgruppengerecht anwenden. Damit griff er zwei weitere Schwerpunktthemen des heiEDUCATION Clusters auf: die Öffnung von Schulen in ihr Umfeld und die Kooperation mit außerschulischen Akteuren.

In seinem Vortrag mit dem Titel „Gesundheit, Glück und Freiheit. Die Versprechen der Verhaltenspolitik“ analysierte anschließend Prof. Dr. Holger Straßheim, Professor für Politische Soziologie an der Universität Bielefeld, verschiedene Verhaltenspolitiken auf ihren Ursprung und ihre Eigenschaften. Im Zentrum stand dabei die kritische Auseinandersetzung mit der Methode des „Nudging“. Bei dieser Praktik soll das Verhalten von Personen auf eine Art beeinflusst werden, die keine Verbote ausspricht, aber Individuen insofern lenkt, als ihr Handeln vorhergesehen werden kann. Dabei wurde deutlich, dass auch Schulen – beispielsweise im Kontext von Schulverpflegung – mit der Implementierung von Verhaltenspolitiken konfrontiert sind und sich dazu positionieren (müssen). Diskutiert wurde, in welcher Weise und in welchem Ausmaß solche Anreizsysteme zur Verhaltenssteuerung beitragen. Im Anschluss an den Vortrag wurden nicht nur die Gefahren der mit solchen Politiken einhergehenden Entwicklungen kritisch diskutiert, sondern auch die Möglichkeiten, das Feld progressiv zu besetzen.