Karlstorkino Südstadt
Marlene-Dietrich-Platz 3
69126 Heidelberg
Deutschland
AUS DER FILMREIHE „EMPATHIEMASCHINE FILM?“ GEGEN ANTIZIGANISMUS

Schweden 2015 | Regie: Jonas Selberg Augustsén | 100 min. | Spielfilm
In der dritten Veranstaltung der Filmreihe gegen Antiziganismus präsentiert das Verbundprojekt MeAviA den Spielfilm „Der Müllhubschrauber“ des Regisseurs und Autors Jonas Selberg Augustsén. Der Spielfilm handelt von drei jungen Roma, die ihrer Großmutter eine alte Wanduhr zurückbringen. Eine außergewöhnliche Reise entlang Schwedens langer, kurvenreicher Straßen beginnt, die sich trotz des eher banalen Ziels als sehr inhaltsreich entpuppt. Die drei jungen Erwachsenen haben mehr Fragen als Antworten über das Land, durch das sie zum ersten Mal reisen. Der Spielfilm erzählt so die Geschichte einer kleinen Mission, die zu einer großen Reise wird.
Nach dem Screening besteht die Möglichkeit, sich in zwanglosen Rahmen über die Filme auszutauschen und zu diskutieren.
TRAILER
JONAS SELBERG AUGUSTSÉN
JONAS SELBERG AUGUSTSÉN entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem der interessantesten schwedischen Regisseure. Er erzählt Geschichten über Menschen und Orte, die in einem Grenzbereich zu existieren scheinen, mit seinem unverkennbaren und humorvollen Stil. Er hat die seltene Gabe, existenzielle Fragen aus den alltäglichsten Situationen abzuleiten und unterhaltsame Gedankengänge zu provozieren.
Jonas Selberg Augustsén schrieb die Drehbücher und führte Regie bei den Kurzfilmen „Kalven & friheten“ (Das Kalb der Freiheit, 2005) und „Processen“ (Der Prozess, 2007) und bei der gefeierten Spielfilm-Dokumentation „Trädälskaren“ (Der Baumliebhaber, 2008). Auch bei den Kurzfilmen „Höstmannen“ (Herbstmann, 2010), der zahlreiche Preise bei nationalen und internationalen Filmfestivals – darunter in Melbourne, Locarno, Warschau, Tallinn und Murmansk – gewann, und „Myrlandet“ (Moorland, 2011) war er für Drehbuch und Regie verantwortlich.
DER REGISSEUR ÜBER DEN FILM
Auf den ersten Blick scheint die Prämisse der Geschichte sehr einfach: Drei Personen liefern eine alte Wanduhr an ihre Großmutter. Und in gewisser Weise behält der Film diese Einfachheit von Anfang bis Ende bei. Der Film ist jedoch auch so erstellt, dass er stets mehr erzählen möchte. Etwas, das über die Grenzen der offensichtlichen Einfachheit hinausgeht.
Bei der Arbeit an dem Film war ich sehr daran interessiert zu sehen was passiert, wenn man klassisch-dramaturgische Mittel nimmt und die Dramatik auf ein Minimum herabsetzt. Ich möchte gern betonen, dass ich damit nicht sagen will, dass Dramaturgie schlecht sei und abgelehnt werden sollte. Im Gegenteil: Das Drehbuch wurde mit einer tiefen Faszination und einem ehrlichen Interesse am Begriff der Dramaturgie geschrieben, nicht andersherum. Ich war sehr interessiert an einem Paradoxon, das ich in der narrativen Kunst festgestellt habe: Was du erzählst, kann auch davon handeln, was du nicht erzählst.
„Der Müllhubschrauber“ ist der dritte Film, den ich in einer der fünf offiziellen schwedischen Minderheitensprachen gedreht habe. Es ist ein abstrakterer Versuch mit der gesprochenen Sprache zu arbeiten; die Sprache mehr als Werkzeug für das Erzählen auf der Leinwand denn als authentisches Kommunikationsmittel der Personen im Film zu nutzen.

EMPATHIEMASCHINE FILM? FILMREIHE GEGEN ANTIZIGANISMUS
Die Filmreihe ist konzipiert vom Verbundprojekt „Mediale Antiziganismen – Von der interdisziplinären Analyse zur kritischen Medienkompetenz“ (MeAviA) der Universität Heidelberg, der Pädagogischen Hochschule und der Heidelberg School of Education. Das interdisziplinäre Forschungs- und Transfervorhaben verbindet die Analyse von Antiziganismus in Literatur, Film und öffentlicher Berichterstattung mit einer qualitativen Rezeptionsforschung. Neben der notwendigen Analyse von Antiziganismus will die Filmreihe den ebenso wichtigen positiven Zugang zu Geschichte und Gegenwart von Sinti*zze und Rom*nja aufzeigen.
Die Filmreihe ist eine Kooperation mit dem Medienforum Heidelberg e. V. / Karlstorkino, dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma sowie dem Goethe-Institut Mannheim und wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.