Ungerechtes Wissen? Ein Abend über epistemische Benachteiligung – mit Kurzfilm und Vortrag

Was hat ein Kino in Haiti mit sozialer Ungerechtigkeit in deutschen Klassenzimmern zu tun? Was bedeuten kulturelle Imaginationen und Konzepte für Teilhabe und Sichtbarkeit?

Bei unserem dritten HSE-Terrassengespräch wollen wir den Blick auf das Problem der „Epistemischen Ungerechtigkeit“ richten – global und hier bei uns inmitten reicher Gesellschaften. Gemeint ist damit eine Form von Ungerechtigkeit, die durch „allgemein bekannte“ Wissensbestände – z. B. durch Schulbücher vermittelt – entsteht, und die durch Sprachgebrauch und Wissenshierarchien ungerechte Verhältnisse zementiert.  

Dabei geht es nicht nur um die Frage nach Zugang zu oder Fehlen von bestimmtem Wissen. Subtiler, aber häufig gravierend sind die Unterschiede, die aus dem „Anderswissen“ entstehen. Gemeinsame Konzepte und Bilder ermöglichen kulturellen Anschluss und Teilhabe. Fremde, andere, unbekannte Imaginationen hingegen können zu Ausschluss, Differenz und Unverständnis führen. Dass dies im globalen Maßstab ebenso gilt wie für den Binnenkosmos in unseren Schulen, darüber wollen wir am 19. Juli auf der HSE-Terrasse gemeinsam nachdenken.

Dr. Thomas Renkert bringt uns dazu den mehrfach ausgezeichneten Kurzfilm „Sun City Picture House“ mit, der das Vorhaben eines Künstlerkollektivs dokumentiert, im Erdbeben-zerstörten Haiti ein Kino zu errichten. Dabei geht es freilich um mehr als um bewegte Bilder auf der Leinwand.

Ausgehend von dem Film werden wir etwas über Imaginationsräume, konzeptionelle Armut bzw. arme Konzepte und über epistemische Ungerechtigkeit erfahren – auf Haiti, global und hier bei uns inmitten des Reichtums.