HANNES FUCHS
PROJEKTBESCHREIBUNG
Die Vorstellung einer strikten Trennung von Kirche bzw. Religion und Staat führt vielerorts anhaltend zu einem distanzierten Verhältnis zwischen Politikwissenschaft und Theologie. In ähnlicher Weise spiegelt sich dies häufig auch im Bereich der politischen und religiösen Bildung wider. Dabei teilen beide Schulfächer, in Baden-Württemberg Gemeinschaftskunde und Religionsunterricht, schon auf institutioneller Ebene eine Gemeinsamkeit und ein Alleinstellungsmerkmal: Sie finden in der Landesverfassung als Einzige namentlich Erwähnung als ordentliches Lehrfach an öffentlichen Schulen. Von beiden Fächern erhofft sich die Verfassung offensichtlich in besonderem und ähnlichem Maße die Vermittlung von Werten an Heranwachsende, die den demokratischen Verfassungsstaat als mündige BürgerInnen „verantwortungslebendig“ tragen bzw. sichern sollen. So ergeben sich anhaltend und vor dem Hintergrund besonderer Abhängigkeit beider Fächer von gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen, wie u. a. die der Migration, des Populismus oder des Individualismus, aktuell gewichtige Fragen an das Verhältnis und die Arbeit beider Fächer. Zu fragen ist unter anderem, wie jene Werte zu fassen sind und auf welchem Weg diese jeweils vermittelt werden? Wie gehen die Fachbereiche jeweils mit dem Thema der Normativität um? Welche Anknüpfungspunkte gibt es hinsichtlich didaktischer Konzeptionen sowie bildungstheoretischer Hintergründe beider Fächer für Kooperationen?
Das Projekt nimmt dafür zum einen auf theoretischer Ebene eine aktuelle Verhältnisbestimmung – Anknüpfungspunkte und Unterschiede – zwischen Politischer und Religiöser Bildung vor. Zum anderen werden in einem zweiten Schritt darauf aufbauend Möglichkeiten und Erfordernisse der Kooperation zwischen beiden Fächern eruiert, um Lehramtsstudierende beider Fächer zusammenzubringen und damit einen Beitrag zu leisten, die Fachgebiete stärker miteinander zu verbinden. Dies soll über Interviews mit Studierenden beider Fächer in der Konzeption eines interdisziplinären Workshops münden, aus dessen Evaluation eine Handreichung für die Praxis entstehen soll. So möchte das Projekt einen Beitrag zur Verbesserung der Lehramtsausbildung und zum Diskurs der Wertevermittlung im Bereich der politischen und religiösen Bildung beisteuern.