- Gemeinschaftskunde
DEEPER LEARNING IM FACH GEMEINSCHAFTSKUNDE AM BUNSEN-GYMNASIUM HEIDELBERG

Der Gesetzgebungsprozess der Bundesrepublik Deutschland ist ein für den Gemeinschaftskundeunterricht vergleichsweise komplex zu veranschaulichendes und meist recht theoretisches Thema. Durch Deeper Learning sollte ein vertieftes und nachhaltiges Verstehen der deutschen Gesetzgebung erreicht werden. Um Deeper Learning in diesem Kontext zu erproben, führten fünf Studierende mit Unterstützung des Gemeinschaftskundelehrers der Projektlasse im Rahmen des Seminars „Lernen im 21. Jahrhundert: Deeper Learning und Universal Design for Learning“ des Instituts für Bildungswissenschaft an der Universität Heidelberg dieses Projekt durch.
PROJEKTÜBERSICHT
PLANUNGSPHASE
UNTERRICHTSPRAXIS IN DREI PHASEN
Insgesamt standen für dieses komplexe Thema nur drei Doppelstunden (3 x 90 Minuten) zur Verfügung. Aus diesem Grund entschieden die Studierenden sich dazu, jeder Phase des Deeper Learning eine Doppelstunde zu widmen. Die erste Doppelstunde beinhaltete somit die Phase der Instruktion und Aneignung, die zweite die Phase der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation, die letzte die Phase der authentischen Leistung sowie die abschließende Reflexion des Projektes.
I. INSTRUKTION UND ANEIGNUNG (1 DOPPELSTUNDE)
Beginnend mit der Instruktion und Aneignung war die Aktivität der beiden Studentinnen, die diese Doppelstunde leiteten, sehr hoch. Die Studentinnen gaben hierfür einen Input, um den Schüler:innen den thematischen Zugang zum Gesetzgebungsprozess in Deutschland zu ermöglichen.
II. KO-KONSTRUKTION UND KO-KREATION (1 DOPPELSTUNDE)
In der Phase der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation war die Aktivität der Lernenden sehr hoch. Die Studierenden beschränkten sich auf Unterstützung und Coaching der Schüler:innen bei der Arbeit in den Kleingruppen. Sie konnten sich in ihrer Lehrer:innenrolle zurückziehen und die Lernenden selbstwirksam arbeiten lassen (Fading).
III. AUTHENTISCHE LEISTUNG (1 DOPPELSTUNDE)
Zu Beginn der Doppelstunde bekamen die Lernenden noch 15 Minuten Zeit, um die Präsentation abschließend vorzubereiten. Im Anschluss an die Gruppenarbeit folgte die letzte Phase des Deeper Learning: die authentische Leistung. Die Lernenden stellten ihr erarbeitetes Wissen in verschiedenen selbst ausgewählten Methoden vor. Im Anschluss an die Präsentationen wurde der Arbeitsauftrag aus der ersten Stunde den Gesetzgebungsprozess aus Rollenkarten zu rekonstruieren wiederholt, um den Schüler:innen ihren Lernzuwachs zu verdeutlichen. Abschließend reflektierten die Lernenden zunächst schriftlich, dann per Wortmeldung die Unterrichtsmethode sowie ihren Lernerfolg.
VERANKERUNG IM BILDUNGSPLAN
Der Bildungsplan für Gemeinschaftskunde (Baden-Württemberg 2016) sieht das Unterrichtsthema Gesetzgebungsprozess für die Klasse 9 oder 10 vor. Unter 3.1.3.4 „Politischer Entscheidungsprozess in Deutschland“ ist Punkt (7) „den Gang der Gesetzgebung darstellen“ als Inhalt des Unterrichts vorgesehen. Eine Auseinandersetzung der Lernenden mit dem Gesetzgebungsprozess von Zustimmungsgesetzen im Rahmen der Deeper-Learning-Einheit entspricht somit genau den Vorgaben des Bildungsplans 2016 für Baden-Württemberg. Zudem wird die Leitperspektive der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) bedient, da die Lernenden den deutschen Gesetzgebungsprozess als Prozess demokratischen Handelns der Institutionen erleben, deren parteiliche Zusammensetzung sie im volljährigen Alter bestimmen können. Das Verstehen des Gesetzgebungsprozesses als konflikthaften politischen Prozess, der verschiedene Akteure mit verschiedenen Interessen und einige „Stationen“ beinhaltet, förderte die Analysekompetenz der Schüler:innen. Die selbstständige Arbeit mit unterschiedlichen Medien und deren kritische Betrachtung stärkten zudem die Methodenkompetenz der Lernenden.