VOM LOHNENSWERTEN BLICK ÜBER DEN TELLERRAND: INNOVATIVE SCHULEN IN AUSTRALIEN, NEUSEELAND, JAPAN UND SINGAPUR
Mit gesellschaftlichem Wandel, wie er beispielsweise durch die Digitalisierung entsteht, gehen veränderte Bildungserwartungen einher. Schulen und Bildungssysteme weltweit entwickeln daher vielseitige innovative Konzepte, um Lehren und Lernen nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten. Im Rahmen der Kompakttage zum Master of Education vermittelte Prof. Anne Sliwka in ihrem Workshop Eindrücke und Erkenntnisse aus ihrem Forschungssemester und zeigte auf, welche Potenziale die Schulsysteme Australiens, Neuseelands, Japans und Singapurs auch für die deutsche Bildungslandschaft bieten.
STRATEGISCHES BILDUNGSMONITORING UND DATENBASIERTES QUALITÄTSMANAGEMENT
Am Beispiel Neuseelands wurde evident, wie Datenerhebungen zu Leistung (in definierten Kompetenzstufen), Chancengleichheit und Wohlbefinden im Rahmen datengestützter Schulentwicklungspolitik über die Fördermittel und Ressourcen entscheiden, die Schulen zur Verfügung stehen. Auch Kanada setzt – beispielsweise bei der Vergabe von Fördermitteln –auf datenbasiertes Qualitätsmanagement, um den Bildungsauftrag der Schulen zu sichern.
SCHULINTERNE ORGANISATIONSFORMEN
Auch schulintern bieten progressive Modelle neue Möglichkeiten:
- Flexible Grouping: Um die Heterogenität der Lerngruppen zu berücksichtigen und Schüler/innen optimal zu fördern, findet der Unterricht in bestimmten Fächern (Mathematik, Literacy) in festen Stammgruppen statt. Aus Motivationsgründen werden andere Fachbereiche wie Kunst, Musik oder Sport nach Interessen eingeteilt. Hierbei findet auch Universal Design for Learning Anwendung.
- Projektbasierter Unterricht: In ausgewählten Fachbereichen verlagert sich der Unterricht in selbstständige Lernprojekte, wobei auch fächerübergreifend phänomenorientierte Organisationsformen möglich sind. Dies ermöglicht eine interdisziplinäre Betrachtung der Themen und fördert die Schülerinnen und Schüler individuell nach Interessen und Kompetenzen.
- Multiprofessionelle Teams: Um der Vielfalt an Bedürfnissen, Talenten, Interessen, Begabungen und Lebenshintergründen der Schüler/innen Rechnung zu tragen, empfiehlt sich die enge Zusammenarbeit von Lehrkräften mit Schulsozialarbeiter/innen, Psycholog/innen, Sonderpädagog/innen und anderem Fachpersonal.
- Kooperation und professionelle Synergie: Lehrerinnen und Lehrer profitieren von der Zusammenarbeit mit Kolleg/innen und dem Austausch von Lehrmaterialien. Die enge Kooperation bietet Synergieeffekte, vereinfacht die Realisierung fächerübergreifender Projekte und ermöglicht nicht zuletzt suffizientes Qualitätsmanagement.
Die vorgestellten progressiven Organisationsmodelle motivieren zur Neukonzeption der Lehrer/innenrolle in Deutschland: Kooperation, enger Austausch mit Expert/innen und innovative Modelle zur Evaluation und Diagnostik sind wichtige Säulen eines zukunftsfähigen Bildungsbegriffs, der Lernprozesse und -umgebungen zum Vorteil der Schüler/innen vielseitig und individuell gestaltet. Entsprechend schloss der Workshop mit einem Aufruf zu mehr Multiprofessionalität, adaptiver Expertise und ko-konstruktivem Design.