Das stille Treiben der Werte in Erziehung und Bildung

Add to calendar

Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e. V. (FEST)
Institut für interdisziplinäre Forschung
Schmeilweg 5
69118 Heidelberg
Deutschland

ÖFFENTLICHE KEYNOTE VON PROF. DR. ROLAND REICHENBACH ZUR INTERDISZIPLINÄREN TAGUNG „WERTEBILDUNG IN DER SCHULE“

Das Bild zeigt Glühbirnen, deren leuchtende Drähte die Worte core, values, loyalty, ethics etc. formen.
Bild: © Adobe Stock/EtiAmmos

Werte sind Auffassungen von Wünschenswertem. Wohl sollte man/frau wissen, was wünschenswert ist – ethisch, politisch, ästhetisch –, um pädagogisch tätig sein zu wollen. Dann aber ist die „Liebe für die Welt“ (Hannah Arendt) am Ende vielleicht doch der tiefere Grund für pädagogische Wirksamkeit. Wissen und Wissensvermittlung sind intrinsisch miteinander verbunden (George Steiner): Was sich bewährt hat, will bewahrt und weitergegeben werden. Doch die Gabe ist nicht mit der Herstellung von erwünschten Zuständen gleichzusetzen, sondern „bloß“ ein Zeigen von Bedeutung. Niemand verfügt über den (aufzunehmenden) Sinn der Weitergabe. Die edel motivierten Bemühungen der „Wertebildung“ und „Wertevermittlung“ geben – zumindest im Duktus – leicht einer „Philosophie der Macht“ nach, einer Zugriffs- und Herstellungsmentalität. Das laute Werben um Werte ist ambivalent: „Wenn es darauf ankommt, möchte man mit ihnen lieber doch nicht ernst machen“ (Volkmann, 2018).

Character Education, Values Clarification, Progressive Education und Diskurspädagogik sind bedeutsame Zugänge der moralischen Erziehung und Wertebildung, die im Vortrag sowohl gewürdigt wie auch kritisiert werden sollen: Sie sind weder exklusiv noch je ausreichend, vor allem aber gehen sie mit pädagogischen Wirkungsannahmen oder -vorstellungen einher, die nicht überzeugen und vor allem auch nicht nötig sind.

RSS-Feed