Kompakttage 2018: Bericht zum Workshop von Julia Werner

INFORMATIONS- UND MEDIENKOMPETENZ IN DER SCHULPRAXIS

Informations- und Medienkompetenz ist in unserer zunehmend digitalisierten Gesellschaft eine Schlüsselqualifikation, deren Bedeutung auch die baden-württembergische Bildungsplanreform 2016 mit ihrer Leitperspektive Medienbildung Rechnung  trägt. Der 60-minütige Workshop der HSE-Expertin Julia Werner im Rahmen der Kompakttage zum Master of Education widmete sich der Frage, wie die acht formulierten Kompetenzbereiche im Fachunterricht praktisch umgesetzt werden können.


WAS IST MEDIENKOMPETENZ?

Diese Frage galt es zunächst zu klären. Eine präzise Definition des facettenreichen Begriffs, der seinen Ursprung in der Filmerziehung fand und mit dem Aufkommen des Internets rasant an Bedeutung und Komplexität gewann, erweist sich als schwierig. Aus medienpädagogischer Perspektive nach Schorb (2005) sind drei zentrale Handlungsfelder festzuhalten, die Medienkompetenz konstituieren: Medienwissen, Mediennutzung und Medienreflexion. Das Vorurteil, Medienkompetenz umfasse lediglich die Unterhaltung von Schüler/innen mit digitalen Geräten, entbehrt aus medienpädagogischer Sicht jeglicher Grundlage.


WAS BEDEUTET MEDIENKOMPETENZ FÜR SIE?

Anhand der Alphabet-Methode sammelten die Teilnehmer/innen wichtige Themen, Inhalte und Kompetenzen aus den drei Dimensionen nach Schorb, die ihres Erachtens für eine umfassende Medienkompetenz bearbeitet und erlernt werden müssten.

Juristische Aspekte – Medienrecht zum einen, Persönlichkeitsrecht zum anderen – gehören für die Teilnehmenden zu den zentralen Themen, die der  Kompetenzbereich Medienwissen neben der Auswahl geeigneter Medien und Konzepte für den Unterricht abdecken sollte.

Am Beispiel des überflüssig gewordenen Präfixes „E-“ zeigt sich nicht nur der schnelle Wandel von Medienformaten, sondern auch, dass Schülerinnen und Schüler die mediale Welt zunehmend nicht mehr in getrennten Kategorien wie digital oder analog wahrnehmen, sondern beide  Welten zusehends ineinandergreifen. Durch neue Anwendungen, die die persönliche Bildschirmzeit messen, gerät auch das eigene Nutzungsverhalten immer mehr in den Fokus.
Im Bereich der Medienreflexion setzten die Teilnehmer/innen einen besonderen Akzent auf ethische Fragestellungen wie Cyber-Mobbing, Fake-News und andere Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien.

Eine kurze Vorstellung verschiedener wissenschaftlicher Definitionen von Medienkompetenz zeigt: Der Begriff wird von vielen Disziplinen in Anspruch genommen und fasst je nach zugrundeliegender Definition des „Mediums“ unterschiedliche Aspekte.


WIE KANN MEDIENBILDUNG IN DER PRAXIS AUSSEHEN?

Mit den Bildungsplänen 2016 wurde die Medienbildung aus dem privaten Rahmen gehoben und verbindlich in den öffentlichen Bildungskanon integriert. Dies unterstreicht die dezidiert politische Bedeutung der Medienbildung:  Ein kompetenter Umgang mit Medien ist unabdingbare Voraussetzung für die mündige Teilhabe an der Gesellschaft und muss daher für alle gewährleistet sein. Dies wurde bereits im Beschluss der Kultusministerkonferenz 2012 festgehalten (siehe Seite 4f).
In der Praxis stellt die fächerübergreifende Perspektive eine Herausforderung dar, da sich nicht alle acht im Bildungsplan definierten Kompetenzbereiche gleichermaßen in allen Fächern behandeln lassen. Dennoch legen die Verankerung in den Schulcurricula und der Basiskurs Medienbildung in Klasse 5 den Grundstein für eine kontinuierlich auszubauende Medienbildung.


WELCHE ANGEBOTE SIND FÜR LEHRER/INNEN EMPFEHLENSWERT?

Hilfreiche Angebote auch für einzelne Fächer bietet das Landesmedienzentrum. Weitere nützliche Plattformen sind medien+bildung.com oder auch der Blog excitingedu.
Interessierte Lehrkräfte können zudem an der zertifizierten Zusatzqualifikation Informations- und Medienkompetenz der Heidelberg School of Education teilnehmen.