Nachhaltigkeit: Wie können WIR die Meere retten?

Unterrichtsbeispiel
von
  • Studierenden eines Deeper Learning Seminars von Prof. Dr. Anne Sliwka
Fächer
  • Biologie,
  • Geographie,
  • MINT,
  • Sport

EIN REGIONALER UND PRAXISORIENTIERTER BEZUG ZU SDG 14 (OZEANE UND GEWÄSSERSCHUTZ) IN DER GYMNASIALEN OBERSTUFE MIT DEEPER LEARNING

Unterwasseraufnahme eines Korallenriffs mit Fischen
Bild: Pexels/ Francesco Ungaro

Bildung für nachhaltige Entwicklung ist als eine der Leitperspektiven im Bildungsplan verankert. Das Rahmenthema der Einheit „SDG 14 – Ozeane und Gewässerschutz – ein regionaler und praxisorientierter Bezug” bietet vielfältige Umsetzungsmöglichkeiten sowie die Verknüpfung der in den Fächern Biologie und Geographie im Bildungsplan verankerten inhaltlichen Kompetenzen (das Fach Sport könnte hierbei optional miteinbezogen werden). Die Unterrichtseinheit des Deeper-Learning-Projekts ist dabei in folgende drei Phasen gegliedert: Instruktionsphase, Ko-Konstruktionsphase und die Phase der authentischen Leistung. Die Deeper-Learning-Einheit wurde mit dem Ziel entwickelt, sie direkt in der Schulpraxis umzusetzen und es gleichzeitig Lehrkräften zu ermöglichen, diese individuell anzupassen und zu erweitern. Die Schüler:innen eignen sich Fachkenntnisse zum SDG 14 (Sustainable Development Goal) an und beschäftigen sich mit Themen wie dem Meer als lebenserhaltendem Ökosystem und Flüssen als Verbindung zu Meeren sowie dem regionalen Gewässerschutz und der Gewässerverschmutzung. Hierbei ist das Ziel, eigene Projekte entstehen zu lassen, die diese Themen vertiefen. Beispielsweise können Schüler:innen Informationstafeln anfertigen oder eine Podiumsdiskussion ausarbeiten. Abschließend sollen die Projekte präsentiert und die Unterrichtseinheit reflektiert werden.


PROJEKTÜBERSICHT

THEMA

Nachhaltigkeit: „Wie können WIR die Meere retten?”
SDG 14 – Ozeane und Gewässerschutz – ein regionaler und praxisorientierter Bezug

CREATOR:INNEN

Das Projekt wurde im Rahmen eines Seminars zum Thema Deeper Learning im Master of Education an der Universität Heidelberg von Lehramtsstudierenden konzipiert. Dabei wird das Ziel verfolgt, Schulen und Lehrkräfte zu unterstützen, das zukunftsorientierte Unterrichtskonzept Deeper Learning in der Praxis umzusetzen.

SCHULE UND PROJEKTKLASSE

  • Gymnasium, 11./12. Klasse
  • Fächer: Biologie, Geographie, (Sport)

ZEITRAHMEN UND ABLAUF

  • insgesamt 17 Doppelstunden
  • Hinweis: Zeitrahmen lässt sich durch Exkursionen (s. u.) flexibel erweitern, beispielsweise im Rahmen einer Projektwoche

ABLAUF

Instruktion Ko-Konstruktion und Ko-Kreation

Authentische Leistung

~ 3 Doppelstunden ~ 12 Doppelstunden ~ 2 Doppelstunden
Tiefes Verständnis von aquatischen Ökosystemen, Erkennen von Gefahren mariner Ökosysteme insbesondere im Hinblick auf (Plastik-)Verschmutzung Anfertigen einer Informationstafel oder Erarbeiten einer Podiumsdiskussion, Entwicklung komplexer Kompetenzen angelehnt an die 21st century skills (Kreativität, kritisches Denken, Kooperation, Kommunikation), eigenständiges Arbeiten in der Gruppe, Peer Review Präsentation der Lernprodukte, Reflexion der eigenen Ergebnisse und Prozesse sowie des Unterrichtskonzepts

I. INSTRUKTIONSPHASE

UNTERRICHTSZIEL

Die Schüler:innen können erklären, was BNE ist und den Zusammenhang zum SDG 14 - Leben unter Wasser verstehen. Die Schüler:innen verstehen den Zusammenhang zwischen dem marinen Ökosystem „Meer” und BNE und können diesen erklären. Die Schüler:innen verstehen Gefährdungen des Meeres und erwerben Wissen über die nachhaltige Nutzung des Meeres. Die Schüler:innen verstehen die Gefahren von Plastikverschmutzung in Gewässern.

EINFÜHRUNG IN DAS THEMA

II. KO-KONSTRUKTIONSPHASE

UNTERRICHTSZIEL

Die Schüler:innen recherchieren zu dem von ihnen ausgewählten Thema und gestalten eine Informationstafel oder erarbeiten eine Podiumsdiskussion in Kleingruppen von drei bis vier Personen zum Oberthema Gewässerschutz. Durch eine klare Rollenverteilung innerhalb der Gruppen, beispielsweise mit der Scrum-Methode und dem Einholen von Feedback und einer Peer-Review, entwickeln und erweitern die Schüler:innen wichtige  Kompetenzen der 21st century skills.

PROJEKTABLAUF INNERHALB DER 12 DOPPELSTUNDEN

  • Die Schüler:innen erhalten eine Bewertungsmatrix, um sich eine Übersicht der Bewertungskriterien zu verschaffen. Dies dient als Orientierung für den Erwartungshorizont für das Lernprojekt.
  • Anschließend folgen eine Gruppenfindung sowie die Themenwahl. Es folgt eine Rollenverteilung innerhalb der Gruppen mit der Scrum-Methode und eine nachfolgende Einarbeitung in das jeweilige Thema.
  • Die Schüler:innen erstellen erste Prototypen für eine Informationstafel / erstellen erste Skripte für eine Podiumsdiskussion.
  • Peer-Review – die Schüler:innen erhalten eine Rückmeldung durch die betreuenden Lehrkräfte und arbeiten anschließend an ihrem Lernprojekt weiter.
  • Die Gruppen geben sich gegenseitig Rückmeldung und arbeiten anschließend an ihrem Projekt weiter.
  • Letzte Korrekturen – die Schüler:innen tätigen letzte Korrekturen und arbeiten das Feedback ein – es folgt die Abgabe.

III. AUTHENTISCHE LEISTUNG (1 DOPPELSTUNDE)

UNTERRICHTSZIEL

Die Schüler:innen präsentieren ihre Projektergebnisse. Im Anschluss reflektieren sie ihr Arbeitsergebnis sowie den Arbeitsprozess und es gibt Raum für Feedback zum Unterrichtskonzept.

ART DER PRÄSENTATION

Die Gruppen, die eine Podiumsdiskussion erarbeitet haben, präsentieren diese und führen sie vor. Nach Möglichkeit können für die Diskussion Expert:innen von außerhalb eingeladen werden.
Die Gruppen, die eine Informationstafel erarbeitet haben, präsentieren diese und erläutern dabei Kernaspekte.

Die Informationstafeln können anschließend ggf. vor Ort in der Öffentlichkeit in Absprache mit der Stadt/Gemeinde an festen Standorten aufgestellt werden.

ART DER REFLEXION

Die Lernenden reflektieren die Einheit auf fachlicher und überfachlicher Ebene. Dafür können beispielsweise folgende Methoden angewendet werden:

  • Fischernetz und Teich
  • Positionslinie
  • Daumenprobe
  • Zielscheibe

VERANKERUNG IM BILDUNGSPLAN

Das Projekt entspricht den Vorschriften des Bildungsplans. Die wichtigsten Aspekte werden im Folgenden genannt und die Einbettung der Thematik im Bildungsplan transparent gemacht.

OZEANE UND GEWÄSSERSCHUTZ ALS ZENTRALES ELEMENT

Im Fach Biologie ist unter dem Punkt Ökologie das Erkennen von globalen Herausforderungen und selbige mit lokalem Handeln verknüpfen zu können, verankert (3.4.4 Ökologie). Die Schüler:innen können (8) Konflikte zwischen dem Erhalt von Artenvielfalt und menschlicher Nutzung [...] darstellen und Handlungsoptionen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit bewerten (Ökosystemmanagement über Erhaltungs- und Renaturierungsmaßnahmen).

Im Fach Geographie findet sich bei den inhaltsbezogenen Kompetenzen unter 3.3.4.1 die Analyse ausgewählter Meeresräume wieder. Die Schüler:innen lernen dabei komplexe Wechselwirkungen zwischen dem Natur- und dem Wirtschaftsraum Meer kennen und können diese sowie nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten des Meeres erörtern. Vor allem Punkt (4) spielt für diese Deeper Learning Einheit eine große Rolle. Ausgehend von Gefährdungen des Meeres durch den Menschen können Möglichkeiten einer nachhaltigen Nutzung anhand eines der folgenden Beispiele erörtert werden:

  • Überfischung durch Fischerei
  • Verschmutzung durch Abfallentsorgung, Rohstoff- und Energiewirtschaft
  • Veränderung von Ökosystemen durch Tourismus (Wechselwirkungen, Überfischung, Verschmutzung, Veränderung von Ökosystemen).

Des Weiteren findet sich im Fach Geographie unter 3.5.3.1 die Thematik der globalen Herausforderungen und Zukunftssicherung.  Anhand von (2) der Leitidee „Nachhaltige Entwicklung“ sollen diese anhand von beispielsweise den Sustainable Development Goals erläutert werden.

Je nachdem, wie sehr man das Fach Sport einbeziehen möchte, würde sich hier die inhaltsbezogene Kompetenz 3.3.4 Bewegen im Wasser anbieten. Dabei sollen sowohl die Verbesserung der Schwimmfähigkeit als auch das Eröffnen vielfältiger Freizeitmöglichkeiten – wie Schwimmen in natürlichen Gewässern – im Mittelpunkt stehen.

PROZESSBEZOGENE KOMPETENZEN

Biologie – Kommunikation

  • Informationen beschaffen und aufarbeiten
  • zu biologischen Themen in unterschiedlichen analogen und digitalen Quellen recherchieren
  • Informationen aus Texten, Bildern, Tabellen, Diagrammen oder Grafiken entnehmen
  • Zusammenhänge zwischen Alltagssituationen und biologischen Sachverhalten herstellen und dabei bewusst die Fachsprache verwenden
  • komplexe biologische Sachverhalte mithilfe von Schemata, Grafiken, Modellen oder Diagrammen anschaulich darstellen
  • Informationen austauschen
  • adressatengerecht präsentieren
  • sich selbst und andere in ihrer Individualität wahrnehmen und respektieren
  • für die Arbeit im Team Verantwortung übernehmen, gemeinsam planen, strukturieren und reflektieren

Biologie – Bewertung

  • biologische Sachverhalte einordnen
  • Bezüge zu anderen Unterrichtsfächern herstellen
  • Anwendungen und Folgen biologischer Forschungsergebnisse ethisch bewerten
  • Anwendungen und Folgen biologischer Forschungsergebnisse unter dem Aspekt einer nachhaltigen Entwicklung beschreiben und beurteilen
  • den Einfluss des Menschen auf Ökosysteme im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung bewerten
  • ihr eigenes Handeln unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit bewerten
  • ihr eigenes Handeln unter dem Aspekt einer gesunden Lebensführung bewerten

Geographie – Urteilskompetenz

  • kontroverse Standpunkte und Meinungen mehrperspektivisch darstellen
  • raumrelevante systematische Strukturen und Prozesse auch hinsichtlich ihrer zukünftigen Entwicklung bewerten

Geographie – Handlungskompetenz

  • lösungsorientierte, nachhaltige Handlungsmöglichkeiten erläutern
  • eigene Handlungsmöglichkeiten gemäß nachhaltiger Lösungsansätze gestalten
  • auf der Grundlage inhaltlicher Auseinandersetzung ihre individuelle Bereitschaft zum Handeln überprüfen

LEITKOMPETENZEN

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) findet sich im Bildungsplan in jedem Fach wieder. Sowohl Biologie als auch Geographie leisten einen grundlegenden Beitrag zu dieser.
In Biologie werden die Auswirkungen von Eingriffen des Menschen auf die Umwelt umso besser erklärt, je genauer Wechselwirkungen und Stoffwechselkreisläufe bekannt sind. Fundierte Kenntnisse über das heimische Ökosystem, die Herkunft und Produktion unserer Nahrung sowie Nutzen und Risiken der Gentechnik befähigen die Schüler:innen zu persönlichem Handeln in globaler Verantwortung. Durch die im Unterricht erworbenen Kompetenzen werden die Schüler:innen zu verantwortungsvollem und umweltbewusstem Handeln in lokalen und globalen Zusammenhängen angeregt.
In Geographie steht die Handlungskompetenz im System Mensch-Erde im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung mit den damit verbundenen Kriterien, Werten, Normen, Mitwirkungs- und Teilhabemöglichkeiten. Die Bedeutung und Gefährdung einer nachhaltigen Entwicklung werden ebenso thematisiert wie deren Kapazität und Dynamik.
Im Fach Sport findet BNE Berücksichtigung im Bereich der Gesundheitsförderung, im umweltbewussten Verhalten beim Sporttreiben in der Natur und in der kritischen Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Rolle des Sports.

Die Leitkompetenz Medienbildung findet sich ebenfalls in jedem Fach im Bildungsplan wieder und wird dort ausführlich erläutert.
Für dieses Projekt ist vor allem die „verantwortungsbewusste Nutzung von Informationstechnologien” als Informationsquellen, aber auch zur Veranschaulichung der authentischen Lernleistung von Interesse. Des Weiteren können verschiedene Medien zur Ergebnissicherung der verschiedenen Phasen eingesetzt werden.