Wertevermittlung und Neutralität

„Wertevermittlung und Neutralität“ sind wichtige Themen, zu denen wir im Rahmen unseres Zukunftsfelds „Normative Kompetenzen für eine heterogene Gesellschaft“ hochschulübergreifende Transfer- und Forschungsaktivitäten initiieren und begleiten. Hierbei kommen Schulen als Orte der Wertebildung in den Blick. Die Aktivitäten sind grundsätzlich interdisziplinär angelegt und bearbeiten das Themenfeld „Werte und Schule“ teils in akademischen, teils in stärker schulpraktisch orientierten Formaten.

Auf einem Holztisch sind geschnitzte Männchen aus Holz zu sehen, die sich an den Händen fassen und einen Kreis bilden. Links oben im Bild schräg abgesetzt die Worte WERTE VERMITTLUNG NEUTRALITÄT.

Was gemeinsame Werte sind, welchen Stellenwert sie einnehmen sollen, wie sie entstehen und wie sie vermittelt werden – das sind Fragen, die in den vergangenen Jahren zunehmend engagiert diskutiert wurden. Das Spektrum reicht dabei von der affirmativen Beschwörung von Werten als Grundlage einer gelingenden Weltgemeinschaft bis hin zu ganz verschiedenen Argumenten zur Ablehnung des Konzepts von Werten an sich. Davon nicht unabhängig ist in jüngerer Vergangenheit auch eine wachsende Skepsis hinsichtlich der hintergründigen und effektiven Normativitäten wissenschaftlicher Arbeit zu beobachten. Inwiefern die Produktion, Kommunikation, didaktische Aufbereitung und Rezeption von ‚faktischem Wissen‘ wertegeleitet und werteleitend ist, gehört zu den wichtigen Reflexionsfragen von Forschenden, Lehrenden und Studierenden. Das gilt insbesondere für die Lehramtsfächer, insofern Lehrkräfte mit dem doppelten Anspruch konfrontiert sind, dass sie einerseits wichtige gesellschaftliche Werte vermitteln, zum anderen aber auch weltanschauliche wie politische Neutralität wahren sollen.
Dieser doppelte Anspruch soll fokussiert und das Spannungsverhältnis von Wertebildung und Neutralität, wie es in der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften, besonders aber im schulischen Unterricht und pädagogischen Handeln gegeben ist, reflektiert werden. Dazu gehören sowohl wissenschaftliche und konzeptionelle Fundamentalfragen, als auch eine konkrete Orientierung an der Realität schulischer Praxis.


AKTUELLE PROJEKTE UND ARBEITSGRUPPEN

DEUTSCH-SKANDINAVISCHE KOOPERATION: „PERMANENT NORMATIV?“

Implizierte Wertekommunikation in Schule und Seelsorge

Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Skandinavien untersuchen Wissenschaftler:innen in diesem interdisziplinären Forschungsprojekt berufsspezifische Praktiken der Wertekommunikation in Schul- und Seelsorgekontexten. Im Fokus stehen dabei Dynamiken der Wertemanifestation und damit einhergehende Formen der (vor allem unbewussten) Wertevermittlung im professionellen Handeln von Lehrer:innen und Seelsorger:innen. Beide Berufsfelder sind durch unterschiedliche Aufgaben und Ziele bestimmt und sind zugleich durch teils identische strukturelle Herausforderungen gekennzeichnet. Unter diesen nimmt das Projekt den Bereich der Wertepraxis und die Frage nach einer impliziten und permanenten normativen Autorität genauer in den Blick. Das Projekt wird durch Mittel des „Expanding Internationality“-Fonds der Universität Heidelberg gefördert.

BETEILIGTE HOCHSCHULEN

FOKUSGRUPPE „SACHLICHKEIT UND WISSENSVERMITTLUNG“

Sachliche Wissen(schafts)kommunikation in Akademie und Schule

Sachlichkeit ist eine zentrale Herausforderung bei der Wissensvermittlung in Akademie und Schule. Das gilt insbesondere bei der Behandlung aktueller gesellschaftlicher Großthemen. Die Fokusgruppe fragt gerade angesichts solcher öffentlicher Gegenwartsdiskurse danach, wie(viel) Sachlichkeit in Bildungszusammenhängen eigentlich möglich, nötig und sinnvoll ist – allerdings nicht abstrakt von Labor und Schreibtisch aus, sondern konkret in Auseinandersetzung mit der Praxis. Die Mitglieder konzipieren und organisieren Austausch- und Theorie-Praxis-Veranstaltungen, um das Feld expertiseübergreifend auszuleuchten und Expert:innen unterschiedlicher Hintergründe (Forschende, Lehrkräfte, weitere Bildungsakteur:innen) zusammenzubringen.

THEORIE-PRAXIS-FORMAT „IMMER SCHÖN SACHLICH BLEIBEN!“

Dieses Projekt reagiert mit einem themenverschränkenden Transferformat auf zwei aktuelle Herausforderungen der Wissensvermittlung in Akademie und Schule. Erstens soll ein direkter fachlicher Austausch von Menschen aus der Wissenschaft und der schulischen Praxis ermöglicht werden. Zweitens fokussiert es den Anspruch, dass Lehrkräfte durch ihre Art der Wissenskommunikation in besonderer Weise zur Entwicklung einer sachlichen, d. h. informierten und methodenkompetenten Debattenkultur in der Gesellschaft beitragen. Im Zentrum des Vorhabens stehen intensive Theorie-Praxis-Workshops, bei denen in Forschende aus verschiedenen Feldern gemeinsam mit Lehrkräften das Thema Sachlichkeit konkret mit Blick auf bestimmte Gegenwartsfragen diskutieren.

INTERDISZIPLINÄRE AUTUMN SCHOOL „DIE SACHE MIT DEM KLIMA“

Im Rahmen der Autumn School „Die Sache mit dem Klima“ soll die Frage nach Sachlichkeit in der Wissensvermittlung anhand eines konkreten Beispielfeldes und mit unterschiedlichen Personen aus Fachwissenschaften, Lehrkräftebildung und Schule genauer in den Blick genommen werden. Die Debatte um den Klimawandel erscheint dabei angesichts ihrer transdisziplinären Struktur und gesellschaftlichen Dimension als ein besonders geeigneter Diskurs. Lehrende in Schule und Wissenschaft sind gefordert, fachwissenschaftlich fundiert zu kommunizieren, andererseits sollen sie auf das Klärungsbedürfnis in Schule und Öffentlichkeit elementarisierend eingehen. Das ergibt eine doppelte Sachlichkeits-Forderung, die im Zentrum der Autumn School stehen wird: wie können wir „sachgemäß“ über den Klimawandel sprechen und zugleich dafür sorgen, dass Inhalte ankommen und „sachlich“ diskutiert werden? Das Feld soll dazu fächerübergreifend gemeinsam mit Forschenden aus Klimawissenschaft, Wissenschaftstheorie, Soziologie, Lehrkräftebildung und anderen Disziplinen beleuchtet werden. Die Autumn School richtet sich an Promovierende, Post-Docs und schulische Lehrkräfte.


FOKUSGRUPPE „INTERDISZIPLINÄRE REFLEXION DES WERTEBEGRIFFS“

Fächerübergreifende Theorie-Arbeit zu Konzepten und Funktionen des Wertebegriffs

Im Format eines offenen, interdisziplinären Arbeitskreises sollen spezifische Zugänge und Konzepte zum Wertebegriff miteinander ins Gespräch gebracht werden. In den einzelnen Disziplinen bestehen teils sehr unterschiedliche Traditionen und Verständnisse der Rede von Werten. In regelmäßigen Quartalstreffen kommt die Fokusgruppe zusammen, um mehreren Vortrags- und Diskussionsrunden eine Annäherung an einen interdisziplinären Wertebegriff zu versuchen. Dieser wiederum bildet eine wichtige Theoriegrundlage der weiteren Arbeit.

TAGUNGSPROJEKT 2023: WERTEBILDUNG IN DER SCHULE

Wertebildung in der Schule – Struktur, Vermittlung und Entwicklungsdynamik

Die Tagung zielt auf eine interdisziplinäre Bearbeitung des Themas „Wertebildung in der Schule“. Dazu sollen Beiträge aus Philosophie, Rechtswissenschaft, Theologie, Erziehungswissenschaft und anderen Disziplinen miteinander ins Gespräch gebracht werden. In insgesamt zwölf Vortrags- und Diskussionsrunden wollen wir verschiedene fachliche Zugänge besprechen und das Thema gemeinsam über die Disziplingrenzen hinweg ausleuchten. Die Beiträge und Diskussionserträge sollen anschließend mit einem Tagungsband öffentlich gemacht werden.
Die Tagung findet vom 18. bis 20. September 2023 in Heidelberg statt und wird gemeinsam von der Heidelberg School of Education und der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) Heidelberg ausgerichtet.

GESPRÄCHE AUF DER HSE-TERRASSE

Auf der ins Abendlicht getauchten Terrasse der Heidelberg School of Education sitzen und stehen Menschen verschiedenen Alters, die in angeregte Gespräche vertieft sind.

Offenes Diskussionsforum zu aktuellen Themen der Lehrer:innenbildung

Die „Gespräche auf der HSE-Terrasse“ bilden eine lebendige Veranstaltungsreihe für Forschende, Studierende und Lehrkräfte aus Heidelberg und Umgebung. Hier können Menschen aus Schule, Akademie und Lehrkräftebildung miteinander zu aktuellen und kontroversen Themen ins Gespräch kommen. Dazu präsentieren Wissenschaftler:innen gemeinsam mit Heidelberger Lehrer:innen pointierte Forschungs- und Erfahrungsberichte zu aktuellen Fragen. Die Beiträge eröffnen den Austausch über die unterschiedlichen Statusgruppen, Professions- und Erfahrungshintergründe hinweg. Je nach Thema und Beitrag werden teils moderierte, teils ganz offene Diskussionen geführt. Das Anliegen ist es, über die übliche Referat-Rückfrage-Form hinaus in eine gemeinsame Debatte zu kommen, die von den unterschiedlichen Expertisen aller Anwesenden profitiert.
Nach den etwa einstündigen Gesprächsrunden bietet der anschließende „gemeinsame Feierabend“ auf der Terrasse die Möglichkeit, bei Getränk, Musik und Abendsonne Diskussionen zu vertiefen und mit den Expert:innen und anderen Anwesenden informeller ins Gespräch zu kommen.

VERGANGENE TERRASSENGESPRÄCHE

Für weitere Themenvorschläge und Anregungen sind wir dankbar! Worüber müssen wir sprechen? Wen sollten wir einladen? Über Anregungen freut sich dietz@heiedu.uni-heidelberg.de.

WEITERE VERANSTALTUNGEN

BLOGBEITRÄGE ZUM THEMA